Haas, M. (2018). Selbstorganisation im Wiener Wohnbau : aus Sicht der Self-Governance- & Urban Commons-Perspektive [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2018.52344
Folgt man aktuellen Diskussionen im Wiener Wohnbau, wird oftmals der Eindruck geweckt, als ob das Thema der Selbstorganisation ein neues, innovatives Phänomen sei, das es zu fördern gilt. Das Potential der derzeit wohl bekanntesten Form von Selbstorganisation im Wohnbau – Baugruppen – wurde von der Stadt Wien bereits erkannt, indem das Modell gezielt in Stadtentwicklungsgebieten eingesetzt wird. Betrachtet man die Entwicklungen am Wiener Wohnungsmarkt im Laufe des vorangegangenen Jahrhunderts, kann man feststellen, dass Selbstorganisation im Wohnbau schon immer ein Thema war und in Form von unterschiedlichen Modellen, in Reaktion auf das jeweils herrschende politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche System und die Lage am Wohnungsmarkt, Ausdruck gefunden hat. Die Arbeit schafft einen Überblick über unterschiedliche Formen von Selbstorganisation im Wohnbau seit der Siedlerbewegung der 1920er Jahre, über Kommunen und Wohngemeinschaften der 1970er Jahre, Hausbesetzungen und Hausbau-, bzw. Hauskaufgruppen der 1980er Jahre, sowie seit den 1990er Jahren entstandenen Baugruppen und setzt diese in Vergleich zueinander. Als Analyserahmen dienen einerseits unterschiedliche Perspektiven auf das Prinzip Selbstorganisation sowie theoretische Grundlagen der drei Governance-Modelle nach Kooiman (2003) – Self-, Co- und Hierarchical Governance – sowie der aktuellen Urban Commons Debatte. Dabei wird festgestellt, dass Selbstorganisation im Wohnbau die unterschiedlichsten Formen – in Bezug auf die Motive der BewohnerInnen und die Rolle der Stadtverwaltung, sowie -Planung – annehmen kann. Das verbindende Element der vielfältigen Beispiele stellt deren Positionierung zwischen Markt und Staat dar: die Projekte werden weder am regulären privaten Wohnungsmarkt, noch im geförderten städtischen Wohnungsbau realisiert. Als aktuelle Bespiele von Selbstorganisation im Wohnbau werden zwei Projekte von kürzlich gegründeten Organisationen als Fallbespiele empirisch untersucht, die den Anspruch verfolgen, über „klassische“ Baugruppenmodelle hinauszugehen: Die WoGen Wohnprojekte-Genossenschaft ist die erste Bauträgerin, die ausschließlich gemeinschaftliche Wohnprojekte fördert und umsetzt. Die Organisation habiTAT fördert, nach dem Vorbild des deutschen Mietshäusersyndikats, sozialgebundene Mietshaus-Projekte und will dabei eine langfristige Sicherung des Bodens und der darauf stattfindenden Nutzung erreichen.
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Following the current discussions at the Viennese housing market, one gets the impression that the topic of self-organization is a new, innovative phenomenon that has to be supported. The potential of the probably most common form of self-organized housing – Baugruppen – was already recognized, by inserting the model in urban development areas. Looking at the developments on the Viennese housing market in the course of the previous century, one can say that self-organization in housing has always been an issue and has found expression in the form of different models, in relation to the prevailing political, economic and social system and the situation on the housing market. The work provides an overview of different forms of self-organization in housing since the settler movement of the 1920s, of communes and shared housing projects of the 1970s, squats and housebuilding, or home-buying groups of the 1980s, as well as Baugruppen, resulting since the 1990s and sets them in comparison to each other. Different perspectives on the principle of self-organization as well as theoretical foundations of the three Governance models according to Kooiman (2003) – Self-, Co- and Hierarchical Governance – and the current Urban Commons debate serve as analysis framework. Results will show that self-organization in housing can take a variety of forms – in terms of the residents' motives and the role of the city administration and planning. The connecting element of the various examples is their positioning between market and state: the projects are neither realized on the regular private housing market nor in public urban housing. As current examples of self-organization in housing, two projects by recently founded organizations that claim to go beyond "classic" Baugruppen models are investigated empirically as case examples: the cooperative WoGen Wohnprojekte-Genossenschaft is the first developer to exclusively promote and implement community housing projects. The organization habiTAT promotes, following the example of the German Mietshäusersyndikat, socially bound tenement projects and wants to achieve thereby a long-term security of the soil and its use.
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