Gehér, K. B. (2018). Nicolas Schöffer Archiv und Vermittlung [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2018.34984
Der im Jahr 1912 geborene ungarische Künstler Nicolas Schöffer wird als Initiator und bedeutender Vertreter der kybernetischen Kunst von der internationalen Forschung anerkannt. Die Kybernetik ist die Wissenschaft von Steuerung und Regelung. Charakteristisch für ein kybernetisches System ist eine geschlossene Signalschleife der Kopplung und Rückkopplung. Schöffer hat die kybernetischen Prinzipien als Grundlage für seine Kunst auf einem breiten Spektrum der Kunstgattungen genommen. Seine Karriere überspannt Malerei, Skulptur, Architektur, Urbanistik, Film, Theater, Television und Musik. Das Streben nach der Entmaterialisierung des Kunstwerkes und die Suche nach Bewegung und Dynamik wurden zu den zentralen Themen seiner Arbeit. Schöffer hatte eine sozial und politisch sehr sensible Denkweise und die Fähigkeit, voneinander weit entfernte Wissensgebiete zusammenzubringen, Entwicklungstrends zu erkennen und Zukunftsvisionen zu entwickeln. Er zeichnete sich sowohl auf theoretischem und wissenschaftlichem Gebiet als auch in der Welt der Technik und der Kunst aus. Es gibt drei wichtige Faktoren, die die Aufgabe erschweren, das gesamte Oeuvre des Künstlers zu vermitteln: die ersten zwei Faktoren sind die Vielfalt und die theoretische Natur der Werke. Schöffer hat die neuesten technischen und wissenschaftlichen Ergebnisse auf dem Gebiet der Computer- und Kommunikationswissenschaft verwendet, das bis heute rasanteste Entwicklungen aufweist. Der dritte Faktor ist deswegen die Tatsache, dass es sehr wichtig ist, die Werke im Kontext des damaligen zeitlichen Umfeldes zu bewerten. Es muss ein sehr umfangreiches Material von einer Vielzahl von Kunstgattungen vermittelt werden, damit das Oeuvre des Künstlers verständlich wird. Deswegen ist die ausgewogene und bei allen Aspekten in die Tiefe gehende Vermittlung des Oeuvres eine nur schwer zu bewältigende Aufgabe. Wegen eben dieser Gründe ist Nicolas Schöffer trotz der großen künstlerischen Leistungen relativ wenig bekannt. Es gibt nur zwei große Sammlungen von Schöffers Werken. Die umfangreichste Sammlung befindet sich in dem ehemaligen Atelier des Künstlers in Paris und ist leider nur mehr sehr begrenzt zugänglich. Die zweitgrößte Sammlung befindet sich in einem Museumsgebäude in der ungarischen Stadt Kalocsa genau dort, wo früher Schöffers Geburtshaus stand. Das Museum ist internationaler Aufmerksamkeit würdig. In der kleinen Stadt muss jedoch mit niedrigen Besucherzahlen gerechnet werden. Ziel dieser Arbeit ist es Schöffers Oeuvre und die Vermittlungsmöglichkeiten dieses Oeuvres nochmals durchzudenken und dadurch eine Sammlung von Ideen für Kuratoren zusammenzustellen, mit deren Hilfe dieser Kontrast zwischen dem Wert der Sammlung und der Ausnutzung der Möglichkeiten des Museums verringert werden kann. Um dieses Ziel zu erreichen wird zuerst erklärt, in welchem geschichtlichen Kontext der Künstler seine Tätigkeiten entfaltete und wie der damalige Zeitgeist seine Tätigkeit beeinflusste. Es wird auf Künstlergruppen und Stilrichtungen hingewiesen, von denen Schöffer inspiriert wurde. Es werden viele Künstlergruppen und Vereinigungen erwähnt, bei denen Schöffer Gründungsmitglied oder Mitglied war. Der theoretische Hintergrund der Werke wird behandelt und die Essenz seiner künstlerischen Tätigkeiten extrahiert. Die Entwicklungsbahn des Künstlers wird klar vorgezeichnet. In diesem Zusammenhang wird unter anderem der Unterschied zwischen einem kinetischen und einem kybernetischen Werk erklärt. Bei jeder Werkgruppe wird auf vergleichbare Vorgänger- und Nachfolgeprojekte hingewiesen. Es werden wichtige Ausstellungs- und Präsentationsbeispiele, die das Oeuvre des Künstlers aus verschiedenen Perspektiven vorstellten, erwähnt, um zu zeigen, wie breit die Skala der Möglichkeiten auf diesem Gebiet ist. Auf dieser Grundlage wird im letzten Teil der Arbeit ein Programm für das Museum in Kalocsa vorgeschlagen, damit das Museum ein lebendiges Zentrum für innovative Kunst wird und einen wesentlichen Beitrag zum neuen Image der Stadt leisten kann.
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The Hungarian artist Nicolas Schöffer was born in 1912. He is internationally recognized as the initiator and a significant representative of cybernetic art. Cybernetics is the science of control and regulation. Characteristic for a cybernetic system is a closed signal loop of control and feedback. Schöffer has taken the cybernetic principles as the basis of his art on a wide range of art genres. His career spans painting, sculpture, architecture, urbanism, film, theatre, television and music. The quest for dematerialisation of the artwork and the pursuit of movement and dynamics became the central themes of his work. Schöffer had a socially and politically very sensitive way of thinking and the ability to bring together areas of knowledge that are distant from one another. He was able to recognize development trends and to interpolate them into the future. He distinguished himself in the theoretical and scientific fields as well as in the world of technology and art. There are three important factors that make it difficult to provide a comprehensive and balanced overview of Schöffers oeuvre: the first two factors are the great diversity and the deeply theoretical nature of the works. Schöffer has during his artistic activity applied the most actual results of the technical and scientific development of his era in the fields of computer- and communication sciences, which are fields that have shown the most rapid developments since those days. The third factor is therefore the fact that it is very important to evaluate the works in the historical context of Schöffers era. It is necessary to discuss a large spectrum of topics related to many different artistic genres, so that the body of work of the artist can be understood. This is is why the organisation of a balanced presentation of Schöffers oeuvre that explains every aspects of it in great detail is an extremely difficult task to master. Because of these very reasons, Nicolas Schöffer is relatively little known despite the great artistic achievements. There are only two large collections of Schöffer's works. The most extensive collection is located in the former studio of the artist in Paris. Unfortunately, there is only extremely limited access to it for the public. The second largest collection is located in a museum building in the Hungarian town of Kalocsa, exactly there where Schöffer's birthplace once stood. The museum is worthy of international attention. The number of visitors is in the small town however extremely low. The aim of this work is to discuss Schöffer's oeuvre and the possible methods of presenting it adequately for the public. This aim is going to be achieved by providing a collection of ideas for curators that could help them to reduce this contrast between the value of the collection and the exploitation of the museum's potential. In order to reach this goal it is first explained in which historical context the artist unfolded his activities and how the relevant era influenced his activity. Artists groups and artistic trends are discussed that influenced Schöffers art. Many artist groups and associations are mentioned where Schöffer was a founding member or member. The theoretical background of the works is treated and the essence of his artistic activities is extracted. The different stages of his continuous development are clearly shown and discussed. In this context, among other things, is the difference between a kinetic and a cybernetic work explained. For each group of works, reference is made to comparable predecessor and follow-up projects. This writing highlights important exhibition and presentation examples that have shown the artist's oeuvre from different perspectives. The aim is to show the broad scale of possibilities in this field. On this basis, the last part of the work proposes a program for the museum in Kalocsa, so that the museum can become a living centre for innovative art that is inspired by science, technique and technology and make a significant contribution to the city's new image.