Moser, N. (2017). Der Einfluss der Raumstruktur und der sozialräumlichen Umgebung auf urbanes Mobilitätsverhalten im Kontext von Veränderungsprozessen [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2017.40082
Gesellschaftliche Ziele im Mobilitätsbereich, wie beispielweise die Reduktion des Schadstoffausstoßes, sollen durch zielführende raumplanerische Ansätze verfolgt werden können. Deshalb ist es notwendig, nicht nur eine Aufzählung regional-lokaler Elemente (Raumstruktur und sozialräumliche Umgebung) mit Einfluss auf Verkehrsmittelwahl zu erheben, sondern auch zu untersuchen, wie diese mit Erfahrungen und Emotionen verknüpft sind, um eine etwaige Beeinflussbarkeit des individuellen Mobilitätsverhaltens durch infrastrukturelle Maßnahmen feststellen zu können. Um dies zu untersuchen, wurden im Rahmen dieser Arbeit qualitative leitfadengestützte Interviews geführt, um den Ausschnitt einer Mobilitätsbiographie zu erfassen. Diese Untersuchungsmethode berücksichtigt die Routinisierung des Mobilitätsverhalten, durch die Analyse von Veränderungsprozessen. Die 17 Interviews mit Personen, welche in den letzten zwei Jahren vom ländlichen Raum in die Stadt Wien gezogen sind, wurden einer thematischen Analyse unterzogen, welche die folgenden Schlüsse zulässt. Den größten Einfluss auf die individuelle Verkehrsmittelwahl hat die unabhängige und flexible Erreichbarkeit sämtlicher Ziele einer Person; ist diese durch verschiedene Verkehrsmittel gegeben, kommen die Faktoren Sicherheit und Nutzungsaufwand als Entscheidungsgrundlagen hinzu. Im Zusammenhang mit aktiver Mobilität sind zusätzlich die Nutzungsmischung, die Aufenthaltsqualität, das soziales Leben und die Verteilung der Nutzungsrechte im öffentlichen Raum relevant. Des Weiteren ist das Selbstbild in Bezug auf körperliche Aktivität und das Verhalten Bekannter von Wichtigkeit. Allgemein zeigt sich unter den befragten Personen, welche der Generation der „Millennials“ angehören, ein durchgehendes Muster pragmatischer (Mobilitäts-)Entscheidungen. Je nach Raumstruktur (Land oder Stadt) wird zwischen den am besten geeigneten Verkehrsmitteln gewechselt, im Rahmen persönlicher finanzieller Möglichkeiten. Dieser Pragmatik folgt jedoch auch ein Mangel an Vorstellungskraft, dass Veränderungen raumstruktureller Elemente (bspw. Implementierung von mehr Begrünung in der Stadt) möglich sind. Als Schlussfolgerung können Ansatzpunkte zur Beeinflussung des Mobilitätsverhaltens von Zuzüglerinnen und Zuzüglern festgestellt werden. Ein Punkt steht allen voran, welcher infrastrukturelle Maßnahmen ergänzen sollte – die Möglichkeiten zur Veränderung des öffentlichen Raumes anschaulich darzustellen und deren positive Wirkung auf bestehende Probleme zu kommunizieren sowie die Vorstellungskraft anzuregen. Zudem sind Bereiche feststellbar, auf welche sich Raumplanerinnen und Raumplanern fokussieren sollen, um Zielsetzungen im Mobilitätsbereich zu erreichen, allen voran die Erreichbarkeit mit hohem Sicherheitsgefühl und geringem Nutzungsaufwand zu gewährleisten. Des Weiteren wird am meisten Veränderungspotential und -wunsch bei aktiver Mobilität geäußert, insbesondere die Radinfrastruktur in der Stadt Wien gewährt kein ausreichendes Sicherheitsempfinden, zu wenig Orientierungsmöglichkeiten und verursacht Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern. Zur weiteren Förderung aktiver Mobilität ist die Nutzungsmischung zu gewährleisten sowie der öffentliche Raum mit Aufenthaltsqualität und hohem Erholungswert zu gestalten. Diese Ansatzpunkte, bzw. allgemein die Ergebnisse dieser Arbeit, können zur Überprüfung von Maßnahmenkatalogen und Entwicklungsstrategien im Bereich urbane Mobilität herangezogen werden, wie am Beispiel des Stadtentwicklungsplan Wien „STEP 2025 – Fachkonzept Mobilität“ gezeigt wird.
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Societal objectives in terms of mobility, for instance the reduction of air pollution, should be effectively tackled by spatial planning. For that purpose, it is necessary to identify which regional or local elements (in terms of spatial structure and socio-spatial environment) are relevant for mobility behaviour. These elements are then connected to emotions and experiences to be able to determine if the individual choice of transport mode can be influenced by spatial measures. To identify and interpret regional or local influences within this thesis, parts of mobility biographies are gathered using qualitative guided interviews. This research method takes the routinization of mobility behaviour into consideration by analysing a transformation process - the 17 interviewed persons moved from a rural area to Vienna within the last 2 years. The interviews are thematically analysed in detail, which allows drawing the following conclusions. This thesis finds that the highest impact factor on individual modal choice is the independent and flexible accessibility of every destination. If it is possible to reach those by different transport modes, the factors safety and effort for usage are important in the decision-making process. Additionally mixed land use, the quality of stay, social life and distribution of usage rights in public space, as well as the self-perception in the context of physical activity and the behaviour of acquaintances are relevant for the choice of active mobility. In general, the sample, consisting of “Millennials”, decides pragmatically between the best fitting transport modes for rural or urban spatial structures in consideration of their individual financial situation. But this pragmatism is accompanied by a lack of imagination for the possibility of changes in spatial structure (e.g. implementation of more green spaces in the city). Several aspects can be derived from this thesis to influence the modal choice of newcomers through spatial measures. Beforehand the lack of imagination needs to be tackled by clearly showing possible changes of the public space and their positive impact. To reach certain aims in terms of mobility behaviour, spatial planners should focus on providing safe accessibility with low effort for usage. In addition, the highest potential for change lies within active mobility, especially in biking. These findings can be used to review catalogues of measures and strategic planning goals in terms of urban mobility. As an example the thematic concept “Urban Mobility Plan Vienna” of the Urban Development Plan Vienna “STEP 2025” was evaluated.
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Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers