Domänen-getriebenes Business-Rule-Design am Fallbeispiel der europäischen Umsatzsteuergesetzgebung

Abstract

Der europäische Binnenmarkt wurde mit dem Ziel errichtet, den Wirtschaftsraum für alle Mitgliedsstaaten zu vereinheitlichen. Damit verbunden ist der Wegfall der innergemeinschaftlichen Steuergrenzen und die Notwendigkeit für die Schaffung einer einheitlichen Richtlinie für die Behandlung der Umsatzsteuer innerhalb der Europäischen Union. Mit der Mehrwertsteuerrichtlinie wurde diesbezüglich eine Grundlage geschaffen, die von allen Unternehmen im europäischen Binnenmarkt eingehalten und von jedem Mitgliedsstaat bindend in nationales Recht umgesetzt werden muss. Systeme, die Unternehmen bei der ordnungsgemäßen Durchführung von Geschäftsfällen im umsatzsteuerlichen Sinn unterstützen, müssen flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren können. Die Kosten für die Wartung und Evolution dieser Systeme sollen dabei niedrig gehalten werden. Um diese Herausforderungen in einer komplexen Anwendungsdomäne mit volatilen Rahmenbedingungen erfüllen zu können, wird eine Kombination der Designansätze Domain Driven Design und Business Rule Approach vorgeschlagen. Anhand der Anwendungsdomäne "europäische Umsatzsteuergesetzgebung" soll überprüft werden, ob der gewählte Designansatz sich als geeignet erweist. Der Fokus liegt auf der Modellierung der Domäne und der Domänenlogik. Die benötigte Flexibilität für Gesetzesänderungen und die Behandlung nationaler Besonderheiten wird durch die Ergänzung mit einem deklarativen und regelbasierten Ansatz erzielt. Ziel dieser Arbeit ist der Entwurf eines Modellierungskonzepts zur strukturierten Überführung von umsatzsteuerlichen Anforderungen in ein Softwaresystem, basierend auf Kombination der Designansätze. Im praktischen Teil der Arbeit wird die Implementierung eines Prototyps zur Überprüfung der Compliance mit der europäischen Mehrwertsteuerrichtlinie vorgenommen. Das Ergebnis ist ein Softwaresystem, das die Compliance-Regeln der europäischen Mehrwertsteuerrichtlinie unterstützt und effizient auf Veränderungen des Geschäftsumfelds reagieren kann.

The Single European Market was established with the aim of harmonizing the economic space for all european member states. This is associated with the elimination of the intra-community tax boarders and the need for a Europe-wide policy for the treatment of the Value Added Tax (VAT). With the VAT directive, a framework was created which must be implemented in the national law of all Member States and therefore needs to be respected by all enterprises in the Single European Market. Systems that support companies in the proper implementation of their business cases in terms of VAT must be able to respond flexibly to changing conditions. The cost of maintenance and evolution of these systems shall be kept low. To meet these challenges in a complex application domain with volatile market conditions, a combination of the design approaches Domain Driven Design and Business Rule Approach is proposed. Based on the application domain "european VAT legislation", is to be verified whether the selected design approach is suitable. On one hand, the focus is on the modelling of the application domain and its domain logic. On the other hand, the required flexibility for changes in the legislation and the treatment of national specifics is achieved by the use of a declarative and rule-based approach. The aim of this work is the conception of a method for the modelling of sales tax requirements based on combination of the design approaches. In the practical part of the work, a prototype is implemented to verify the compliance with the European VAT directive. The result is a software system that corresponds to the compliance rules of the European VAT directive and responds effectively to changes in the business environment.