Siegrist, F. (2022). Die artikulierte Wand : “Praktische Ästhetik” und Materialtransformationen im Werk von Robert Örley [Dissertation, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2022.104182
Robert Örley; Gottfried Semper; Wiener Moderne; Österreichischer Werkbund; Rotes Wien; Wand; Putz; Lineament; Sanatorium Luithlen; George Washington-Hof
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Robert Örley; Gottfried Semper; Viennese Modernism; Austrian Werkbund; Red Vienna; wall; plaster; lineamenta; Luithlen Sanatorium; George Washington-Hof
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Abstract:
Im Wien um 1900 bildeten Gottfried Sempers Theorien eine weitverbreitete Grundlage im Architekturdiskurs. Insbesondere die modernen Reformbewegungen erforschten den kulturgeschichtlichen Entstehungsprozess der technischen und tektonischen Künste in Beziehung zur Baukunst. Der Architekt Robert Örley (1876-1945) zählte damals zu den wichtigsten Protagonisten der Wiener Moderne und des Österreichischen Werkbunds – neben Otto Wagner, Adolf Loos, Josef Hoffmann und Josef Frank. Er ist im Schatten seiner Mitstreiter in Vergessenheit geraten, unter anderem wegen seiner Parteinahme für den Nationalsozialismus und seiner Architektur am Rande des Kanons. Mit zeitlicher Distanz fand Mitte der 90er Jahre eine intensivere Auseinandersetzung mit seinem Werk statt. Diese Dissertation setzt diese Forschung fort und bildet die Grundthese, dass Robert Örleys Werk emblematisch für eine angewandte „praktische Ästhetik“ steht. Örleys gebautes Werk umspannt einen Zeitraum von 45 Jahren. Seine Bauten zeugen von einer Beständigkeit, die ihre gestalterische Sprache aus dem Wissen über die Bau- und Werkkunst entfaltet. Gegenstand dieser Dissertation ist die Wand als Eingrenzung und Medium zwischen Planung und Bau. Sie ist Träger von überlagerten Informationen sowie Schnittstelle vom Wissen über ihre Konzeption und Konstruktion. Die Transformationsprozesse der Mauer zur Wand stehen in dieser Forschungsarbeit im Fokus. Im Spannungsfeld zwischen tektonischem Gerüst und textiler Bekleidung werden die Wandlungen der Wand im Werk Robert Örleys untersucht. Die Auswahl der Bauten fokussiert auf seine produktivste Phase in Österreich, sein Frühwerk 1901-14 und sein reifes Werk in den Jahren 1922-30. Daran lässt sich eine Entwicklung der Grundthemen und Baugedanken verfolgen, die im George-Washington-Hof ihren Kristallisationspunkt haben.Eine detaillierte und wissenschaftliche Studie ausgewählter Schlüsselbauten auf ihre Entwurfsgenese aus handwerklicher, konstruktiver und kultureller Sicht liegt bislang nicht vor. Diese Dissertation nimmt erstmals eine solche Analyse vor und leistet einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Wiener Moderne, die in der „Tiefe des Materials“ und den „Linien der Machart“ ihren architektonischen Ausdruck und ihre Ausstrahlungskraft erlangte. Die Recherchen dieser Arbeit haben ergeben, dass Sempers prozesshafte Grundsätze Örleys gegenständliche und stoffliche Architektur geprägt haben. Die Wesenszüge seiner bodenständigen Bauten bergen das ästhetische Potential der Formbildung und Formwerdung.
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In Vienna around 1900, the theories of Gottfried Semper's formed a widespread base for architectural discourse. In particular, the modern reform movements explored the cultural-historical development process of the technical and tectonic arts in relation to architecture.The architect Robert Örley (1876-1945) was one of the most important protagonists of Viennese Modernism and the Austrian Werkbund, alongside Otto Wagner, Adolf Loos, Josef Hoffmann and Josef Frank. However, his work was neglected, partly because of his support for National Socialism and partly because of the diversion of his work from the architectural canon. In the mid 1990s, a more intensive examination of his work took place. This dissertation continues the research and forms the basic thesis that Robert Örley's work is emblematic of an applied "practical aesthetics". Örley's built work spans a period of 45 years. His buildings testify to a consistency that unfolds its design language from the knowledge of the building and from craftsmanship.This dissertation puts emphasis on the architectural element of the wall as a boundary and medium between planning and construction. The wall as carrier of superimposed information and an interface for knowledge about its conception and construction. The transformation processes of walls from a constructional to cultural meaning are the focus of this research work. The transformations of the wall in Robert Örley's work are examined in the field of tension between tectonic framework and textile cladding.The selection of the buildings for the analyses focuses on his most productive phase in Austria; his early work 1901-14 and his mature work 1922-30. This allows a development of the basic themes and building ideas to be followed, which have their crystallization point in his housing project George-Washington-Hof. A detailed and scientific study of selected key buildings on their design genesis from a technical, constructive and cultural point of view is not yet available. This dissertation is the first to carry out such an analysis and makes a significant contribution to understanding Viennese modernism, which achieved its architectural expression and character in the "comprehension of material" and the "lines of construction". The research for this work proves that Semper's process-oriented principles have shaped Örley's representational and material architecture. The characteristics of his down-to-earth buildings contain the aesthetic potential of architectural creation and transformation.
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Additional information:
Band 1 und 2 zusammen beschrieben Zusammenfassung in englischer Sprache Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers