Raab, J. (2022). Auswirkungen personenbezogener Vergabekriterien für öffentliche Bauaufträge und öffentliche baunahe Dienstleistungsaufträge auf den österreichischen Bauarbeits- und Bietermarkt [Dissertation, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2022.106196
Vergabekriterien; öffentliche Bauaufträge; öffentliche baunahe Dienstleistungsaufträge; österreichischer Bauarbeits- und Bietermarkt
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procurement criteria; awarding public construction contracts; public construction-based services contracts; Austrian job market in the construction industry
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Abstract:
Vergabekriterien nehmen im öffentlichen Auftragswesen eine bedeutende Rolle ein. In Übereinstimmung mit dem in Österreich geltenden Bundesvergabegesetz 2018 dienen sie der öffentlichen Hand als Selektions- und Entscheidungsinstrument für die Vergabe von Leistungen an privatwirtschaftliche Unternehmen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben und an öffentliche Aufträge zu kommen, müssen diese Unternehmen danach trachten, den Anforderungen in den Kriterien gerecht zu werden. Während eine Vielzahl unterschiedlicher Vergabekriterien in Ausschreibungen für Bauleistungen und baunahe Dienstleistungen herangezogen werden können, liegt der Fokus der gegenständlichen Arbeit auf personenbezogenen Eignungs-, Auswahl und Zuschlagskriterien. Darunter sind Kriterien zu verstehen, deren Erfüllung bzw besser Erfüllung von den Fähigkeiten, Qualifikationen und soziodemografischen Merkmalen bestimmter Personen abhängig ist. Öffentliche Auftraggeber verfolgen mit der Heranziehung solcher Kriterien verschiedene Ziele, wie etwa eine verbesserte Projektabwicklung im Fall von Schlüsselpersonalkriterien oder die berufliche Förderung bestimmter Personengruppen im Fall von personenbezogenen sozialen Vergabekriterien.Im Zuge des in dieser Arbeit durchgeführten Forschungsprozesses wird erhoben, ob die durch die Kriterien angestrebten Ziele erreicht werden können oder die Zielverfolgung gar mit negativen Folgen für unterschiedliche Stakeholdergruppen verbunden ist. Übergeordnet wird in der Dissertation der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen personenbezogene Vergabekriterien für öffentliche Bauaufträge und öffentliche baunahe Dienstleistungsaufträge auf den österreichischen Bauarbeits- und Bietermarkt haben, wobei sowohl Potenziale als auch Defizite der Kriterien aufgezeigt werden. Bisherige Forschungsarbeiten mit Schwerpunkt auf dem Fachgebiet Bauwirtschaft lassen eine Antwort auf diese Frage vermissen.Um zu aussagekräftigen Forschungsergebnissen zu gelangen, wird methodisch mit Fachliteratur, Gesetzen, Gesetzesmaterialien, Judikatur und statistischen Daten gearbeitet. Weiters werden 25 Experten der Baubranche, die den Stakeholdergruppen öffentliche Auftraggeber, bauausführende Unternehmen oder Ingenieurkonsulenten angehören, zu den Auswirkungen personenbezogener Vergabekriterien befragt.Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die mit personenbezogenen Vergabekriterien verfolgen Ziele nur zum Teil erreicht werden können. Von einem geringen Einfluss solcher Kriterien auf den österreichischen Bauarbeitsmarkt ist auszugehen. Bewerber/Bieter sehen sich aufgrund der Kriterien mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert; sie haben jedoch unterschiedliche Maßnahmen ergriffen und Strategien entwickelt, um die gestellten Anforderungen zu erfüllen und ihre Konkurrenzfähigkeit gegenüber Mitbewerbern aufrechtzuerhalten. Aus den Rechercheergebnissen abgeleitete Handlungsempfehlungen dienen als Hilfestellung für die Auswahl und Gestaltung von personenbezogenen Vergabekriterien und eröffnen alternative Möglichkeiten zur Erreichung der durch die Kriterien angestrebten Ziele.
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Procurement criteria play an important role when public authorities put out contracts to tender.In accordance with the Austrian Federal Procurement Act of 2018, referred to as “Bundesvergabegesetz 2018”, they serve public authorities as a selection and decision-makingtool for awarding contracts to private companies. In order to remain competitive and win publiccontracts, these companies must make every effort to fulfill the procurement criteria as well as they can. While a multitude of different criteria can be used in tenders for construction and construction-based services, this Doctoral Thesis focuses on employee- and worker-related eligibility, selection and award criteria. The fulfillment or better fulfillment of the criteria dependson the skills, qualifications and sociodemographic characteristics of specific individuals. In using such criteria, contracting authorities pursue several different goals, such as improving projectprocessing through key personnel criteria or professional advancement of specific groups ofpeople through social procurement criteria.The research activities conducted by the author of this Thesis investigate whether these criteria help public authorities to achieve said goals or might actually have negative effects on different stakeholder groups. Moreover, the paper addresses the central question of what impacts employee- and worker-related procurement criteria for awarding public construction contracts and construction-based services contracts have on tenderers and the Austrian job market in the construction industry. What is more, the opportunities created by the criteria as well as their deficiencies are identified. Previous research work whose main emphasis was put on the construction industry has not provided any answer to the above question.So as to obtain meaningful results, the author methodically draws on technical literature, laws and related legal materials, judicature, and statistical data. Furthermore, 25 experts from the construction industry representing the stakeholder groups of contracting authorities,construction companies or consulting engineers are interviewed about the impacts of employee and worker-related procurement criteria.The research results indicate that the goals pursued through the introduction of employee- and worker-related procurement criteria can be only partially achieved. It can be assumed that the influence the criteria have on the Austrian job market in the construction industry is minor. Owing to the criteria, candidates/tenderers of the award decision face several challenges and have taken various measures and developed strategies to meet the stipulated requirements in order stay competitive against rival bidders. Recommendations for action derived from the research results are provided at the end of the research paper. They may help public authorities select and design employee- and worker-related procurement criteria and suggest alternative strategies to achieve the intended goals.