Hiesl, A. (2012). Zur aktuellen Wirtschaftlichkeit von Atomkraftwerken anhand von ausgewählten Beispielen [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:at-ubtuw:1-46276
"Too cheap to meter": Dieser Ausspruch hat den Beginn der zivilen Nutzung der Kernenergie geprägt. Man ging davon aus, dass Atomkraftwerke beinahe zum Nulltarif Strom produzieren können. Es war von Skaleneffekten und technologischem Lernen die Rede. Die Geschichte zeigte jedoch, dass beinahe überall auf der Welt die Investitionskosten von Atomkraftwerken während der letzten 50 Jahre gestiegen sind.<br />Im Zuge dieser Diplomarbeit wird analysiert, wie hoch die Stromgestehungskosten der fünf Atomkraftwerke Olkiluoto 3, Flamanville 3, Shin Kori 3, Sanmen 1 und Leningrad II/1 sind, und wovon sie abhängen. Im ersten Schritt wird ein Basismodell untersucht, welches Investitionskosten, Brennstoffkosten, O&M Kosten sowie Stilllegungskosten berücksichtigt. Für die Investitionskosten werden "Overnight Costs" herangezogen und Zinsen und Preissteigerungen, die während der Bauzeit anfallen, berücksichtigt. Die Stilllegungskosten werden in einen jährlich einzuzahlenden Rentenwert umgerechnet und für die Brennstoffkosten werden Erzeugungs- sowie Entsorgungskosten berücksichtigt. Zudem wird untersucht, wie sich standardisierte externe Kosten nach ExternE sowie CO2 Zertifikatskosten, die auf Radioaktivität beziehungsweise CO2-Emissionen in der Bereitstellungskette zurückzuführen sind, auf die Höhe der Stromgestehungskosten auswirken.<br />Die Frage nach der Versicherung eines nuklearen Unfalls wird ebenfalls untersucht und auch die Höhe der Uranpreise und die Endlagerungskosten fließen in die Analyse ein. Im letzten Schritt werden Strommarktpreise den zu erwirtschaftenden Erlösen gegenübergestellt.<br />Die Stromgestehungskosten liegen bei den untersuchten Kraftwerken zwischen 2,53 c/kWh und 6,6 c/kWh. Standardisierte externe Kosten nach ExternE, sowie CO2 Zertifikatskosten haben kaum Einfluss auf die Höhe der Gestehungskosten. Auch bei großen Variationen des Uranpreises bleibt die Höhe der Stromgestehungskosten relativ stabil. Die Stilllegungskosten haben aufgrund der langen Laufzeit der Kraftwerke lediglich geringen Einfluss auf die Stromgestehungskosten. Würde man allerdings die Versicherung eines nuklearen Unfalls in das Modell einbeziehen, würden die Gestehungskosten explodieren und jede Wirtschaftlichkeitsbewertung ad absurdum führen. Da die durchschnittlichen Spotmarktpreise für Elektrizität teilweise sehr niedrig sind, kann es durchaus schwierig sein, die hohen fixen Kosten abzudecken.
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Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers