Straubinger, S. (2013). Innovationsziele und Innovationsverständnis in der Wirtschaftsförderung am Beispiel der Stadt Wien [Master Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:at-ubtuw:1-66882
Innovation; Innovationsförderung; Stadt Wien; Wirtschaftsförderung
de
Abstract:
Die Innovationsleistung von Volkswirtschaften spielt eine immer bedeutendere Rolle im globalen Wettbewerb um Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Wohlstand. Dieser Wettstreit um die Innovationsfähigkeit von Wirtschaftssystemen findet mittlerweile aber nicht nur zwischen Nationalstaaten statt, sondern auch zwischen Städten und Regionen auf der einen Seite und großen Wirtschaftsräumen wie der Europäischen Union, den USA, Asien und Lateinamerika auf der anderen Seite. Wie die Innovationsfähigkeit erhöht werden kann, welche Ziele es zu setzen gilt, welche Herausforderungen dabei zu bewältigen sind und wie die Maßnahmen gestaltet werden müssen, um in diesem Wettbewerb erfolgreich zu sein, ist Bestandteil auf allen Ebenen vorhandener Innovationsstrategien. Gleichzeitig ist Innovation als Begriff in der wissenschaftlichen Literatur nicht klar definiert, was die Vergleichbarkeit und Beurteilung erschwert und den einzelnen Partner im Innovationssystem Interpretationsspielraum lässt. Um die Innovationsziele und das Innovationsverständnis in der regionalen Wirtschaftsförderung der Stadt Wien herausarbeiten und beurteilen zu können, ist es daher notwendig, die wesentlichsten Definitionen, die sich dem Begriff ausunterschiedlichen Blickwinkeln nähern, darzustellen. Sie ergeben in ihrer Gesamtheit ein umfassendes Bild von Innovation und bieten durch ihre wesentlichsten Bestimmungsmerkmale einen Referenzrahmen für die Analyse des Innovationsverständnisses der Wiener Wirtschaftsförderung. Die Innovationsförderung der Stadt Wien ist natürlich nicht unabhängig von den Entwicklungen auf anderen politischen Ebenen zu sehen. Neben der internationalen und der europäischen Ebene spielt vor allem die österreichische FTI-Strategie eine wichtige Rolle für die Stadt, da deren Zielsetzungen sinnvollerweise jene der Stadt ergänzen sollten und ihre praktische Umsetzung konkrete Aus-wirkungen auf Wiener Unternehmen und Forschungseinrichtungen hat. Die Auseinandersetzung mit den Innovationsstrategien der OECD, der EU, Österreichs und Wiens hat gezeigt, dass sich diese, trotz unterschiedlicher Betonung einzelner Bereiche, sehr kohärent zueinander verhalten und ähnliche Aufgaben-felder identifizieren. Für die Stadt Wien ist das Thema Innovation seit Ende der 90er Jahre von zentraler Bedeutung. Der Strukturwandel der Wiener Wirtschaft wurde durch den Fall des Eisernen Vorhangs und die 2004 erfolgte Aufnahme von Ländern wie Tschechien oder der Slowakei in die EU beschleunigt. Um gegen die Konkurrenz von "Billiglohnländern" in der unmittelbaren Nachbarschaft bestehen zu können, wurde auf die Forcierung von wissens-, technologie- und qualifikations-intensiven Wirtschaftssparten gesetzt. In der Wirtschaftsförderung führte diese Strategie dazu, dass neben der Wirtschaftsagentur Wien zwei Tochterunternehmen gegründet wurden, die sich speziell um innovierende Unternehmen bemühen, nämlich die Technologieagentur ZIT und die Kreativagentur departure. In der Zwischenzeit ist Innovation jedoch nicht nur für die Technologieagentur und die Kreativagentur eine Fördervoraussetzung, sondern auch bei einem Großteil der Förderprogramme der Wirtschaftsagentur. Eine Analyse der den jeweiligen Programmen zugrunde liegenden Richtlinien wie auch die persönlichen Interviews mit Vertretern der drei Einheiten der Wirtschaftsagentur-Wien-Gruppe zeigen, dass formal alle drei Agenturen von einem subjektiven Innovations-begriff ausgehen. In der Praxis ergibt sich jedoch eine Skala zwischen subjektiver und objektiver Innovation, an deren unteren Ende sich die Wirtschaftsagentur Wien und an deren oberen Ende sich die Technologieagentur befindet. In Hinblick auf die geförderten Innovationstypen lässt sich eine Konzentration auf die Förderung von Produkt- und Dienstleistungsinnovationen feststellen. Marketinginnovationen spielen nur im Rahmen der Kreativförderung ein wichtige Rolle, Organisationsinnovationen sind Teil eines Förderprogramms der Technologieagentur. Allen gemeinsam ist das Selbstverständnis, vor allem inkrementelle Innovationen zu fördern bzw. fördern zu wollen. Untersucht man die innovationsfördernden Programme der Wirtschaftsagentur-Wien-Gruppe auf ihre Einbettung in die 2008 in Kraft getretene FTI-Strategie der Stadt Wien, zeigt sich ein abgestuftes Bild. Die monetären Förderprogramme der Technologieagentur tragen zu zumindest drei der fünf identifizierten Handlungsfelder der FTI-Strategie bei, jene von Departure und der Wirtschafts-agentur jeweils zu zwei der fünf Handlungsfelder. Die Position der Stadt Wien im nationalen und internationalen Innovationsranking ist aktuell eine sehr gute. Angesichts der wachsenden Konkurrenz durch Nachbarländer, aber auch des Aufholprozesses vor allem asiatischer Länder in wissensintensiven Branchen, muss Innovationspolitik auf regionaler Ebene da-her auf die eigenen Stärken und bestehende Wettbewerbsvorteile ausgerichtet sein. Sich der eigenen Stärken, aber auch der unterschiedlichen, auf regionaler Ebene oft nicht beeinflussbaren Anforderungen von Branchen bewusst zu sein, wird gerade in Zeiten enger budgetärer Spielräume wesentlich sein, um die gesetzten Ziele der Steigerung von Beschäftigung und Wirtschaftswachstum zu erreichen.