Hehle, M. (2008). Corporate Spin-Offs in der ökonomischen Praxis : wie sehen Corporate Spin-Off Prozesse aus? Welchen unternehmensinternen Barrieren müssen sie sich stellen? Wie können unternehmensexterne Investoren zur Barrierenbewältigung beitragen? [Master Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:at-ubtuw:1-96907
Innovationen haben eine zentrale Bedeutung in einer durch starken Kostendruck und immer schwieriger zu erreichende Differenzierungsvorteile geprägten globalisierten Wirtschaft. Viele Unternehmen tragen dieser Tatsache Rechnung, indem sie ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung stetig steigern. Nicht jede Invention führt aber zu einer erfolgreichen Innovation. Roberts (1987, S. 3) definiert den Begriff Innovation als "[…] innovation = invention + exploitation." Eine neue technische Entwicklung oder Geschäftsidee bedarf also noch einer erfolgreichen kommerziellen Umsetzung, bevor wir von einer Innovation sprechen können. Gerade bei dieser kommerziellen Umsetzung treten aber oft großen Schwierigkeiten auf. Vor allem große Firmen und ihre Geschäftssysteme sind in der Regel darauf ausgerichtet etablierte Geschäfte (core businesses) konsequent zu betreiben und weiterzuentwickeln, haben aber oft Probleme im Umgang mit hochinnovativen und disruptiven Innovationspotentialen, insbesondere wenn diese nicht das eigentliche Kerngeschäft betreffen (non-core inventions). Der Grund dafür ist, dass den Firmen einerseits die richtigen Methoden und Vorgehensweisen fehlen, um innovative, hoch riskante und wachstumsorientierte Geschäfte aufzubauen. Andererseits verhindert die strategische Ausrichtung auf das Kerngeschäft oftmals die Bereitstellung von notwendigen Ressourcen für die Geschäftsentwicklung. Deshalb werden non-core inventions in vielen Fällen bewusst nicht weiterverfolgt und somit ihre Potentiale nicht genutzt. Ein möglicher Weg, um die Potentiale aus non-core inventions für das Unternehmen nutzbar zu machen, ist ihre Kommerzialisierung durch ein Corporate Spin-Off. Dazu werden die zugrundeliegenden Vermögenswerte an ein neu zu gründendes, eigenständig operierendes Unternehmen übertragen und anschließend von diesem kommerziell verwertet. Die notwendigen finanziellen Ressourcen zur weiteren Geschäftsentwicklung werden in diesem Fall meist von unternehmensexternen Investoren zur Verfügung gestellt. Das Mutterunternehmen des Spin-Offs behält über seine Beteilung am Unternehmen die Option als Kunde oder Partner am erschlossenen Innovationspotential zu partizipieren und außerdem durch einen möglichen späteren Verkauf seiner Unternehmensanteile finanziell von der Innovation zu profitieren. Aus einer de facto wertlosen Invention ist somit eine erfolgreiche Innovation geworden. Wie ein solcher Spin- Off Prozess in der ökonomischen Praxis aussieht, welchen unternehmensinternen Barrieren er sich stellen muss und wie unternehmensexterne Investoren zur Bewältigung dieser Barrieren beitragen können, wird im Rahmen der vorliegenden Arbeit untersucht.