Im Zuge dieser wissenschaftlichen Arbeit wird untersucht, welche Auswirkungen das Ausrufen des Klimanotstandes in österreichischen Gebietskörperschaften auf Verkehrs- und Infrastrukturebene hat. Zum Stichtag am 01. August 2019 haben die sieben Gemeinden Michaelerberg-Pruggern, Perchtoldsdorf, Traiskirchen, Hart bei Graz, Steyregg, Hartberg und Kufstein sowie das Bundesland Vorarlberg den Klimanotstand ausgerufen.Zunächst wird eine Literaturrecherche über die nationale und internationale Klima- und Umweltpolitik betrieben. Dabei liegt der Fokus auf globalen Klimazielen wie den Kyoto-Zielen, der Agenda 21 und Zielen für das Jahr 2030 sowie die nationale Umsetzung zur Erreichung der festgelegten Emissionsreduktionen in Österreich. Die Kyoto-Ziele hätten spätestens bis zum Jahr 2012 erfüllt werden müssen, sind in Österreich jedoch weit verfehlt worden, sodass der Zukauf von Emissionszertifikaten unumgänglich war. Auch die Ziele für das Jahr 2020, welche innerhalb der EU fixiert worden sind, werden nicht erreicht werden können. Eine rasante Wende müsste kommen, um eine Zielerreichung für 2030 zu ermöglichen.Auf Basis dieses Vorwissens wird ein semi-strukturierter Fragenkatalog erstellt, welcher für die Expertenleitfadeninterviews mit den zuständigen Personen in den betreffenden Ge-bietskörperschaften verwendet wird. Dabei soll untersucht werden, aus welchen Gründen die Gemeinden bzw. das Bundesland den Klimanotstand ausgerufen haben und wie diese sich von Gebietskörperschaften unterscheiden, welche den Klimanotstand nicht ausgerufen haben. Änderungen in der Alltagspolitik, bei der Budgetierung und bei Personalangelegenheiten sollen ergründet werden. Weiters wird auf bereits getroffene Maßnahmen auf Verkehrsebene näher eingegangen sowie geplante Maßnahmen in ebendiesem Bereich diskutiert. Abschließend werden die interviewten Personen gefragt, wie die Öffentlichkeit momentan auf die Themen Klimawandel und Klimanotstand reagiere, ob in Österreich die Ziele für 2030 noch erreichbar wären bzw. aus welchen Gründen die Kyoto-Ziele nicht eingehalten werden konnten und wie eine Lösung für die Zukunft auf Verkehrsebene aussehen könne.In sechs Gemeinden konnte mit den Bürgermeistern und im Bundesland Vorarlberg mit dem Landesstatthalter gesprochen werden. Die folgenden Untersuchungen und Ergebnisse beruhen auf den durch die Literaturrecherche angesammelten Fakten und den sieben geführten Leitfadeninterviews. Der transkribierte Text wird von aus Verkehrssicht irrelevanten The-men sowie von Wiederholungen, unvollständigen Sätzen und privaten Erzählungen bereinigt und als überarbeiteter Text herausgegeben. Dieser beinhaltet alle inhaltlich relevanten Aussagen und kann einfacher analysiert werden. Diese Kerninhalte des Rohtextes werden mittels Textanalyseprogramm kodiert und ausgewertet. Anschließend werden die oben bereits erwähnten Fragestellungen analysiert und interpretiert.3 Nur zwei der sieben befragten Bürgermeister haben aus der tiefen Überzeugung, dass mehr Maßnahmen im Bereich des Klimaschutzes notwendig seien, den Klimanotstand ausgerufen. In drei Gemeinden soll eine Sensibilisierung der Bevölkerung stattfinden. Mit dem Ausrufen des Klimanotstandes wollen die Bürgermeister aus drei Gemeinden ein Zeichen dafür setzen, dass der Klimawandel anerkannt wird und die Klima- und Umweltpolitik eine wichtige und zentrale Rolle spielen soll. Dabei bezeichnet ein Bürgermeister seine Gemeinde als Vorreitergemeinde beim Thema Klimaschutz und will erreichen, dass ähnliche Maßnahmen auch in anderen Gemeinden umgesetzt werden.Nur zwei der sieben Befragten sind der Meinung, dass es große Unterschiede zu Gebietskörperschaften gäbe, welche den Klimanotstand nicht ausgerufen haben. Drei Bürgermeister glauben bzw. hoffen, dass sich ihre Gemeinde von anderen nicht unterscheide. Somit kann der Schluss gezogen werden, dass das Ausrufen des Klimanotstandes weder an Maßnahmensetzungen gebunden ist noch eine große Veränderung in der Alltagspolitik oder in der persönlichen Einstellung der Bürgermeister bewirkt.Die meisten bisher ergriffenen verkehrspolitischen Maßnahmen sind im Bereich des Radverkehrs ergriffen worden. In allen sieben Gebietskörperschaften sind bereits Radfahrkonzepte erstellt, Radwege erbaut oder Planungen für Radwegesysteme begonnen worden. In den sechs Gemeinden gibt es jeweils einen Bahnhof, welcher für eine landesweite Anknüpfung sorgt. Als problematisch kann der innerstädtische öffentliche Verkehr bezeichnet werden, da laut der Bürgermeister die Bevölkerungsdichte in weitläufigen Bereichen so gering ist, dass kein effizienter ÖV-Verkehr umsetzbar ist.Die sechs befragten Bürgermeister und der Landesstatthalter sind der Meinung, dass ein wachsender Teil der Bevölkerung auf die Themen Klimawandel und Klimaschutz aufmerk-sam wird. Durch das Ausrufen des Klimanotstandes habe eine Sensibilisierung stattgefunden, weshalb sich ein Großteil der Bevölkerung unabhängig von der persönlichen Meinung und Einstellung Gedanken über das Klima mache. Zwei Bürgermeister glauben, dass nur durch den Druck, welcher durch die Bevölkerung ausgelöst werden kann, Veränderungen in der na-tionalen Politik stattfinden werden. Ein Bürgermeister ist der Meinung, dass eine Zielerreichung nur durch radikale Änderungen in der Politik möglich sei. Ein weiterer spricht die Steu-erung des Preisgefüges an und ein dritter erhofft sich eine verantwortungsvolle Politik, welche die Emissionsreduktionszielerreichung für das Jahr 2030 unterstützt und verfolgt.Ob Elektro-Mobilität zukunftsträchtig sei, sind sich die Bürgermeister nicht einig. Zwei erwähnen, dass das E-Auto kein Allheilmittel bzw. die Stromgewinnung noch problematisch sei. Ein Bürgermeister ist der Meinung, dass ein guter Mix aus E-Autos, Hybridautos und Was-serstoffautos eine Übergangslösung sein werde, die endgültige Lösung jedoch noch nicht4bekannt sei. Nur der Landesstatthalter spricht das raumplanerische Problem an und weist auf die Wichtigkeit der intermodalen Verknüpfung hin.Durch die wachsende Popularität und Wichtigkeit des Klimawandels und der Klimakrise fordert ein wachsender Teil der Bevölkerung schnellere und wirksame Maßnahmen, um einerseits die geforderten Klimaziele zu erreichen und andererseits die Folgen wie Dürre, Überflutungen und Extremwetterereignisse zu stoppen. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen auf, dass im Vordergrund des Ausrufens die Sensibilisierung der Bevölkerung steht. Die Menschen sollen auf das Thema Klimaschutz aufmerksam gemacht werden. Da das Ausrufen des Klimanotstandes nicht an Verpflichtungen und Zielfixierungen geknüpft ist, will auch nur einer der sechs Bürgermeister wesentliche Änderungen in der Klimapolitik erreichen, welche dieser gemeinsam mit dem Gemeinderat beschlossen hat.Es kann geschlussfolgert werden, dass die Planung von Maßnahmen sowie die zur Bereitstellung von Ressourcen nicht direkt vom Ausrufen des Klimanotstandes abhängt, sondern viel mehr von der Einstellung und Meinungsbildung der Bevölkerung und damit auch des Gemeinderats. An diesem Punkt kann das Ausrufen des Klimanotstandes eine Sensibilisierung der Bevölkerung bewirken. Dadurch kann die Motivation wachsen, nachhaltige und langfristige Entscheidungen unter Berücksichtigung des Klimas zu treffen. Weiterführend sollte evaluiert werden, in welchem Umfang eine Sensibilisierung eingetreten ist und ob diese Einfluss auf das Setzen klimarelevanter Maßnahmen hat.