Halbauer, J. (2020). Stadt, Land, Anders! : Architektur und Planung für eine solidarische Postwachstumsgesellschaft [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2020.66096
Wann ist die Zukunft eigentlich von einem Versprechen zu einer Bedrohung geworden? Und was können wir als Planer*innen tun, um das zu ändern? Dass es jedenfalls nicht so weitergehen kann wie bisher, machen zunehmende ökologische, wirtschaftliche und soziale Krisen deutlich. Urbane und ländliche Räume, geformt von kapitalistischem Wachstumsdruck und imperialer Lebensweise, stoßen mehr und mehr an ihre Grenzen. Gleichzeitig wird der Wunsch nach einer Veränderung vor allem durch jüngere Generationen immer lauter. Seit der Finanzkrise 2008 hat sich unter dem Stichwort Postwachstum bzw. Degrowth ein dynamisches Forschungsfeld entwickelt, welches seither zu einem Bezugspunkt vielfältiger sozial-ökologischer Bewegungen geworden ist. Dabei geht es um eine grundlegende Kritik am vorherrschenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leitprinzip „höher, schneller, weiter“, welches nicht nur zur Überschreitung der planetaren Grenzen sondern auch zur zunehmenden gesellschaftlichen Beschleunigung, Überforderung und Ausgrenzung führt. Postwachstum ist vor allem auch eine Vision für eine andere Wirtschaftsweise und Gesellschaftsform, die das gute Leben für alle zum Ziel hat und angesichts globaler Krisen Pfade für eine grundlegende Gesellschaftsveränderung aufzeigt.Obwohl Architektur und Raumplanung entscheidende Schnittstellen zwischen Theorie und praktischer Umsetzung darstellen, spielen sie in der Debatte um Postwachstum/Degrowth eine bisher nur wenig diskutierte Rolle. Diese Arbeit setzt genau hier an und versucht sich in einer systematischen Einführung in diesen Themenkomplex. Zu Beginn wird der geschichtliche Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum, Architektur und Planung rekonstruiert, sowie auf raumbezogene Argumente der Wachstumskritik eingegangen. Anschließend wird aufbauend auf den zentralen Vorschlägen und Konzepten aus der akademischen und aktivistischen Degrowth-Landschaft sowie der Analyse raumbezogener Bewegungen, Institutionen und Konzepte versucht, Strategien für eine Architektur- und Planung nach Postwachstums-Prinzipien zu skizzieren.Im planerischen Teil der Arbeit geht es um einen persönlichen Bericht aus der interdisziplinären Gruppe um das Projekt „Zukunftshof“, welche einen alten leer stehenden Gutshof inmitten des Stadtteilentwicklungsgebiets „Südraum Favoriten“ zu einem Stadtteilzentrum mit Fokus auf nachhaltiger Stadtlandwirtschaft sowie anderen sozial-ökologischen Themen machen möchte und im Zuge dessen auch versucht, in Dialog mit Entscheidungsträger*innen aus Politik und Stadtentwicklung zu treten. Abschließend wird die aktuelle Stadtentwicklungsstrategie Wiens aus Postwachstumssicht analysiert und anschließend Potentiale für Postwachstumsplanung- und Architektur im „Südraum Favoriten“ erhoben.
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When did the future stop being a promise and instead became a threat? And what can we do to change this threat from materializing? Increasing ecological, economic, and social crises evidence that things cannot continue the way they have. Urban and rural areas, formed by the pressure of capitalistic growth and an imperial way of living, are fast approaching their limits. Simultaneously, the desire for change especially among younger generations has become an increasingly noticeable trend. Since the financial crisis of 2008 the debate around „Degrowth“ has developed into a dynamic research field. Degrowth fundamentally criticizes the current societal and economical principle „higher, faster, further“, which does not only lead to the transgression of planetary boundaries but also leads to social acceleration, overload, and exclusion. Above all, degrowth is also a vision for a different form of economy and a society, that aims at the good life for all and, in the face of global crises, points the way to a fundamental change in societyAlthough urban- and regional planning represents crucial interfaces between theory and practical implementation, the respective roles and consequences of growing criticism, post-growth, and de-growth have so far not been properly incorporated in the ongoing discussions on how to tackle the issue at hand. This paper starts precisely here and attempts a systematic introduction to this complex of topics. In the beginning, the historical connection between economic growth, architecture, and planning is reconstructed, and space-related arguments of growth criticism are addressed. Subsequently, building on the central proposals and concepts from the academic and activist Degrowth landscape as well as the analysis of space-related movements, institutions, and concepts, an attempt is made to outline strategies for architecture and planning according to degrowth principles.The planning part of this paper shows a personal report from within the interdisciplinary group around the project „Zukunftshof“, which aims to turn an old vacant farm in the middle of the district development area „Südraum Favoriten“ into a neighborhood center with a focus on sustainable urban agriculture and other socio-ecological issues. In the course of this, the group also tries to enter into a dialogue with decision-makers from politics and urban development. Finally, the current urban development strategy of Vienna will be analyzed from a degrowth perspective and potentials for post-growth planning and architecture in the district development area „Südraum Favoriten“ will be identified.
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Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers