Systemtheoretische Kritik am gegenwärtigen Lösungsweg. Ein postbürokratisches Gegenkonzept.

Abstract

Teil 1: Der Zweck einer Variantenuntersuchung besteht darin, die „günstigste“ Lösung der Abwasserentsorgung für ein definiertes Untersuchungsgebiet zu finden. Bei der herkömmlichen Vorgehensweise zur Lösung dieser Problemstellung werden ex ante unterschiedliche Möglichkeiten der Abwasserentsorgung (Varianten) definiert und diese anschließend miteinander verglichen. Der Einsatz dieser Methodik birgt vorallem in ländlichen Untersuchungsgebieten - die sich durch die Existenz einer großen Anzahl an Varianten auszeichnen - eine Schwachstelle in sich, da es in diesen Fällen wohl kaum möglich sein wird alle denkbaren Handlungsalternativen zu berücksichtigen. In diesem Beitrag - in dem der Aspekt der Kostenminimierung im Vordergrund steht - wird ein Optimierungsverfahren vorgestellt mit dessen Hilfe die soeben erwähnte Schwachstelle der herkömmlichen Variantenvergleichsrechnung überwunden werden kann.

Teil 2: Aus der Sicht eines Aktivbürgers wird die Abwassertechnik, „die in der Natur steht wie eine Besatzungsarmee im Feindesland“ (E. Bloch 1959), und die Umsetzungsstrategien der mit ihr verbundenen urbanen Technobürokratie und Politik analysiert. Aus dieser Analyse und einer welt-anschaulichen Position, die durch die Konzepte Mit-, Sozial- und Nachweltverträglichkeit geprägt ist, ergibt sich in natürlicher Weise ein Gegen-konzept. Dieses zeigt zumindest, wie meilenweit die heutige Industriegesellschaft von einem nachhaltigen Umgang mit dem Lebenselement Wasser sogar im ländlichen Raum entfernt ist, und wie schnell sie sich von einem Pfad der Nachhaltigkeit weiter entfernt. Die Umsetzung eines solchen Gegenkonzeptes bleibt solange fragwürdig, solange der im Kant’schen Sinn mündige Bürger weiterhin eine Einzelerscheinung bleibt.