Kaprinayová, E. M. (2023). Proportional systems: Vernacular versus prestige architecture [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2023.102567
Vernakuläre und Prestigearchitektur unterscheiden sich in vielen qualitativen Aspekten: Gestaltung, Entwurfsverfahren, Baumaterialien usw. Die Frage, ob das Thema der Proportion hier Gegenpole verkörpert, war das Leitmotiv dieser Arbeit. Der derzeitige Mangel an Studien, die sich mit der Proportion in der vernakulären Architektur und dem anschließenden Vergleich mit der Prestigearchitektur befassen, ist der Anlass für diese Arbeit. Die Hauptziele der Arbeit waren: Identifizierung eines proportionalen Ansatzes in der vernakulären und der Prestigearchitektur und, falls vorhanden, die Ermittlung von Gegensätzen zwischen ihnen; Untersuchung der Praxis einer „Formwiederholung“ als angenommene Eigenschaft eines proportionalen Ansatzes; Hinterfragung der Dominanz prestigeträchtiger Verhältnisse (Goldener Schnitt, Silberner Schnitt, Ludolphsche Zahl) in der architektonischen Praxis. Die Struktur der Arbeit ist in zwei große Blöcke gegliedert, wobei der erste den theoretischen Hintergrund beleuchtet und der zweite die durchgeführten Analysen liefert. Stichproben der Studie wurden an Wohnhäusern des 19. Jahrhunderts in der alpinen und germanischen Region durchgeführt. Eine große Menge an Daten, aus den geometrischen Analysen der Gebäudeansichten gewonnen, wurde systematisch in eine Microsoft Excel-Tabelle extrahiert, aus der die Pivot-Tabellen und Diagramme abgeleitet wurden. Mit Hilfe von Slicern wurden die Daten je nach Bedarf weiter gefiltert. Diese Analysemethoden erwiesen sich als sehr effektiv und flexibel. Die wichtigsten Ergebnisse sind in verschiedener Hinsicht überraschend. Trotz der aufgedeckten Gegensätze zwischen dem proportionalen Ansatz in der vernakulären und der Prestigearchitektur werden die ursprünglichen Erwartungen teilweise widerlegt. Die Dominanz prestigeträchtiger Verhältnisse bestätigt sich in keinem der beiden Fälle, und eine „Formwiederholung“ ist selten. Stattdessen beweisen einfach zu konstruierenden Verhältnisse, wie das Quadrat (1:1) und das Doppelquadrat (1:2), ihre Bedeutung in der vernakulären wie auch in der Prestigearchitektur. Die Grundidee der Arbeit liegt in der Erkundung von Neuland sowie in der Aufdeckung von Diskrepanzen zwischen Architekturtheorie und -praxis. Einmal mehr zeigt sich hier die Bevorzugung der einfachsten Lösungen.
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Vernacular and prestige architecture contrast in many qualitative aspects – architectural style, design process, building materials, etc. Whether or not the theme of proportion encompasses the contrasts between vernacular architecture and prestige architecture is the main focus of this thesis. The scarcity of studies touching on proportion in vernacular architecture, and the subsequent comparison with prestige architecture, accounts for the existence of this thesis. The main aims of the thesis are: to attempt to identify a proportional approach in vernacular and prestige architecture and, if this is present, to determine contrasts between them; to explore the practice of “shape repetition” as an assumed quality of a proportional approach; to question the dominance of prestigious ratios (golden ratio, silver ratio, Ludolph’s number) in architectural practice. The thesis is organized into two major blocks, the first exploring the theoretical background, and the second providing the performed analyses and a discussion thereof. The study sample consisted of residential houses of the 19th century in the Alpine and Germanic regions. A large amount of data obtained from the geometrical analyses of the building’s elevations was systematically extracted into a Microsoft Excel table, from which the pivot tables and charts were derived. Using slicers, the data were further filtered, as needed. These analytical methods proved to be very effective and flexible. Various aspect of the key findings are striking. For example, despite revealing contrasts between the proportional approach in vernacular architecture and that in prestige architecture, some of the expectations were disproved. The dominance of prestigious ratios was confirmed in neither case and “shape repetition” was found to be rare. Instead, the easy-to-construct ratios of the square 1:1, and the double square 1:2 declared their importance, in vernacular and prestige architecture, respectively. The importance of the thesis lies in the exploration of uncharted territory, as well as the exposure of discrepancies between architectural theory and praxis. Once again, architectural practice proved to favour the most straightforward solutions.