Leu, A.-C. (2023). Im Dunkeln, Richtung Licht - Ein Gedenkmuseum für die Kohlemine in Petrila, Rumänien. [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2023.95865
„Europa ist nur ein Kontinent, Petrila ist eine ganze Welt“. So heißt es in dem Dokumentarfilm „Planeta Petrila“(2016) des Regisseurs Andrei Dăscălescu. Ausgehend von diesem Leitsatz, der auf die komplexe Welt der postindustriellen Ruinen Rumäniens hinweist, thematisiert der Film den Kampf einer kleinen Gruppe von KünstlerInnen, ArchitektInnen und AktivistInnen, die versuchen, die verfallenen Bauten des ehemaligen Kohlebergwerkes in der kleinen Stadt Petrila vor dem Abriss zu bewahren. Inspiriert von diesem Film setzt sich diese Arbeit auf architektonischer Ebene mit dem Thema des Verfalls auseinander und versucht die Bedeutung von historischen und zeitgenössischen Ruinen im aktuellen architektonischen Diskurs zu untersuchen. Verfallene Architekturen erzählen Geschichten des Widerstands, der Erinnerung, der Ambiguität, des Identitätsverlustes und der Abwesenheit und fungieren zugleich als Anhaltspunkte für Debatten über architektonisches Erbe, Zukunftsvisionen, Landschaftsnarben und Urbanität. Die vorliegende Arbeit gliedert sich inhaltlich in drei Teile. Der erste theoretische Teil analysiert die gesellschaftliche Faszination für Ruinen in der Geschichte. Dabei wird die Bedeutung solcher Architekturen des Verfalls in der Vergangenheit betrachtet und in weiterer Folge ihre gegenwärtige Relevanz untersucht. So soll die aktuelle gesellschaftliche und architektonische Haltung gegenüber Transformation und Vergänglichkeit physischer und geistiger Materie kritisch hinterfragt und anhand von architektonischen Beispielen veranschaulicht werden. Ausgehend von der ersten Prämisse, werden im zweiten und dritten Teil der Arbeit die postindustriellen Ruinen Rumäniens thematisiert und eine entwurfliche Intervention im Areal des ehemaligen Kohlebergwerks in Petrila, in Form eines Gedenkmuseums, erarbeitet. In Bezugnahme auf den existierenden Entwicklungsplan der Gegend, entsteht ein Entwurf, der einen neuen zeitgemäßen kulturellen Ort vorschlägt, und zugleich auf die frühere Symbolträchtigkeit der verfallenen Mine eingehen soll. An der Schnittstelle zwischen Altem und Neuem, Zerstörung und Erneuerung, Vergessen und Erinnern, soll das Museum als Katalysator für die ständigen transformativen Prozesse des Ortes dienen und dem „Planeten“ Petrila eine neue Vision vermitteln.
de
„Europe is only a continent, Petrila is a whole world“. So it is stated in the documentary „Planeta Petrila“(2016) by director Andrei Dăscălescu. Following this guideline, which points to the complex world of Romania's post-industrial ruins, the film depicts the efforts of a small group of artists, architects and activists, who try to save the decaying buildings of the former coal mine in the small town of Petrila from being demolished. Inspired by this film, this work explores the topic of decay from an architectural perspective and seeks to examine the significance of historical and contemporary ruins in the current architectural discourse. Decaying architectures tell stories of resistance, remembrance, ambiguity, identity loss and absence, while also acting as a guideline for debates on architectural heritage, visions of the future, landscape scars, and urbanism. Structurally, this thesis consists of three parts. The first theoretical part studies the societal fascination with ruins throughout history. The past significance of such architectures of decay is then examined and reviewed in terms of their present relevance. This way, the current social and architectural attitude towards the transformation and the transience of physical and spiritual matter is critically questioned and exemplified through architectural examples. Based on the initial premise, the second and the third parts of the work highlight Romania's post-industrial ruins and propose a design intervention on the site of the former coal mine in Petrila, in the form of a memorial museum. Considering the existing development plan of the area, the design will act as a new contemporary cultural site, while also responding to the former symbolic significance of the ruined mine. At the crossroads of old and new, destruction and renewal, oblivion and memory, the museum aims to serve as a catalyst for the ongoing transformative processes of the site and provide a new vision for the „planet“ of Petrila.
en
Additional information:
Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers