"Deckel drauf und gut..."? Transformation von Autobahnen im Stadtraum

Abstract

Das Automobil hat Städte auf der ganzen Welt verändert. Eine besondere Rolle nimmt hierbei die Stadtautobahn ein. Als hochrangige Straßeninfrastruktur hat dieses Verkehrsbauwerk besonders tiefgreifende Folgen für seine Umgebung. Eine zentrale Auswirkung ist neben Lärm- und Luftschadstoffbelastungen die Inanspruchnahme umfangreicher Flächen und die von ihr ausgehende Barrierewirkung. Die bauliche Abschirmung des Straßenraums mithilfe von Einhausungen und Überdeckungen stellt eine Maßnahme zur Lösung dieser Probleme dar. Eine Besonderheit dieser Bauwerke liegt in der Schaffung einer vielfältig nutzbaren Fläche über bereits versiegeltem und in Anspruch genommenem Boden. Vor dem Hintergrund flächensparender Stadtplanung und einem zunehmenden Fokus auf Innenentwicklung und Verdichtung eröffnet die Mehrfachnutzung eines eigentlich bereits bebauten Bodens eine vielversprechende Möglichkeit. Im Rahmen der Arbeit werden mithilfe einer vergleichenden Fallstudie verschiedene Referenzprojekte für die Mehrfachnutzung von Stadtautobahnen untersucht und verglichen. Dabei werden planungstheoretische, rechtliche, ökonomische, ökologische, technische und städtebauliche Aspekte dieser Projekte unter Zuhilfenahme qualitativer Forschungsmethoden analysiert und kritisch hinterfragt. Ein Fokus liegt dabei auf den Planungsverfahren und -methoden dieser Projekte. Daneben wird der Untersuchungsraum Ruhrgebiet in Deutschland auf räumliche Potenziale für derartige Maßnahmen analysiert.Insgesamt bestätigen die Fallstudien das vorhandene Potenzial für die Innenentwicklung, welches derartige Bauwerke mit sich bringen. Deutlich wird dabei die Nutzungsvielfalt, die Reduktion der lokalen Lärm- und Luftschadstoffbelastung sowie die Aufwertung der Umgebung. Vor dem Hintergrund oftmals hoher Baukosten zeigen sich verschiedene Finanzierungsansätze, die auch die öffentliche Hand entlasten können. Räumlich zeigt sich im Untersuchungsraum ein durchaus vorhandenes Potenzial, welches sich jedoch nicht gleichmäßig verteilt. Insgesamt können 33 potenzielle Standorte identifiziert werden, wobei eine Konzentration in der Stadt Essen festzustellen ist. Die Betrachtung der Planungsprozesse zeigt vor allem eine Teilung zwischen der Planung des Bauwerks und der Nutzung und Gestaltung der entstehenden Fläche. Hierin wird ein Problem gesehen, welches das Risiko birgt, das Potenzial der Maßnahme zu hemmen. Zum Abschluss der Arbeit werden daher Empfehlungen für eine ganzheitlichere Herangehensweise abgegeben und beschrieben.

The automobile transformed cities around the world. In this context, the urban mo- torway plays a special role. Its profound impact on the surrounding areas includes air and noise pollution, an extensive use of valuable urban land and the barrier effect it exerts. One of the measures to counter these problems lies in the shielding of the motorway using so called „freeway lids“. The special feature of such a structure is the opportunity to use the created space for a whole variety of proposes. In the context of sustainable land use strategies in urban planning, the creation of usable space above already used land opens up a promising possibility.To study this potential, different reference projects for freeway lids are analysed and compared by using a comparative case study. The focus lies on planning-theoretical, legal, economic, ecological and technical aspects, which are being analysed and critically scrutinised by using qualitative research methods. In addition, planning procedures and methods used in the reference projects are being investigated. Besides that, the study area of the Ruhr region in Germany is analysed to identify spatial potentials for freeway lids and similar structures.All in all, the case studies confirm the potential, such structures have for sustainable land use strategies in urban planning. The reference projects illustrate the reduction of noise and air pollution, the improvements in the surrounding areas and the variety of possible uses for the created space. To counter the high costs of such projects, different financing approaches illustrate the possibilities to relieve the public sector. Besides that, the spatial analysis of the Ruhr region shows 33 existing potential loca- tions. These are not evenly distributed. Instead, there are concentrations in some cities, especially in Essen.The examination of the planning processes used in the reference projects shows par- ticularly a division between the planning of the structure itself and the design and use of the created area on top of it. This is seen as a problem which bares the risk of inhibiting the full potential of the measure. For this reason, recommendations for a more holistic approach are made and described at the end of the thesis.