Kainz, M. (2021). Wohnen ohne Eigenschaften : von möglichen Wirklichkeiten und wirklichen Möglichkeiten [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2021.90985
Stadtmorphologie; Der Mann ohne Eigenschaften; Ottakring; Strukturanalyse; Wohnen, Stadtgrundriss; Wohnungsgrundriss; Mustersprache; morphologische Betrachtungsweise; Architektur der Stadt
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Urban morphology; The Man Without Qualities; Ottakring; Structure analysis; Housing; City plan; Floorplan; Pattern language; Morphological approach; Architecture of the City
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Abstract:
"Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, und niemand wird bezweifeln, daß er seine Daseinsberechtigung hat, dann muß es auch etwas geben, das man Möglichkeitssinn nennen kann. Wer ihn besitzt, sagt beispielsweise nicht: Hier ist dies oder das geschehen, wird geschehen, muß geschehen; sondern er erfindet: Hier könnte, sollte oder müßte geschehn; und wenn man ihm von irgend etwas erklärt, daß es so sei, wie es sei, dann denkt er: Nun, es könnte wahrscheinlich auch anders sein. So ließe sich der Möglichkeitssinn geradezu als die Fähigkeit definieren, alles, was ebensogut sein könnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist." Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, S.16 In seinem Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ pendeln die Gedanken von Robert Musil zwischen den Polen der Genauigkeit und der Seele. Die Arbeit versucht eine Analogie zu dieser Pendelbewegung herzustellen. In einer Oszillation zwischen der Wirklichkeit, als gebaute Materie, und der Möglichkeit, als der Leere, die die Materie umgibt, werden Strukturen des Wohnens untersucht. Der individuelle Wohnraum als Stadtpartikel stellt eine Einheit dar, der in seiner Vervielfältigung zur Maßeinheit unseres städtischen Umfelds wird. Die Stadt als Formation und Gestell der wohnenden Körper formt sich aus dieser Einheit. In einer Wechselwirkung von Wirklichkeit und Möglichkeit entsteht eine sich gegenseitig befruchtende Parallelität, die je nach ihrer Auslegung dauerhafte Spuren, in der Form von gebauter Materie hinterlässt.In einem Prozess der Gegenwartsarchäologie, werden Fundstätten des Wohnens der unmittelbaren Vergangenheit und der Gegenwart freigelegt. Der Prozess stellt die Frage welche Art von Spuren wir vorfinden und welche Art von Spuren wir durch unser Dasein hinterlassen (wollen).
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"But if there is a sense of reality, and no one will doubt that it has its justification for existing, then there must also be something we can call a sense of possibility. Whoever ·has it does not say, for instance: Here this or that has happened, will happen, must happen; but he invents: Here this or that might, could, or ought to happen. If he is told that something is the way it is, he will think: Well, it could probably just as well be otherwise. So the sense of possibility could be defined outright as the ability to conceive of everything there might be just as well, and to attach no more importance to what is than to what is not."Robert Musil, The Man Without Qualities, p.16 In his novel “The Man Without Qualities” Robert Musil's thoughts oscillate between the poles of precision and soul. The work attempts an analogy to this pendulum movement. In an oscillation between reality, as built matter, and possibility, as emptiness surrounding that matter, structures of housing are examined. The individual room as a city particle becomes a unit, which in its multiplication becomes the unit of measurement of the city. The city as a formation and stand of housing volumes is formed by this unit. In an interaction of reality and possibility a stimulating parallelism arises, which, depending on its interpretation, leaves traces of built matter. In a process of archeology of the contemporary past, sites of housing of the immediate past and the present are uncovered. The process leads to the question what kind of traces we find and what kind of traces we (want to) leave through our presence.
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Additional information:
Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers