Winter, S. (2023). Urbane Refugien. Historie und Potential des Budapester Hofhauses [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2023.91845
Eine der wichtigsten Herausforderungen der aktuellen Stadtentwicklung ist es, Möglichkeiten urbaner Erholungsräume in dicht bebauten Städten zu schaffen. Besonders seit dem Beginn der COVID 19 - Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen stieg das Bedürfnis nach mehr Freiraum in unmittelbarer Nähe im großstädtischen Raum erheblich. Einhergehend zeichnen sich durch den voranschreitenden Prozess der Urbanisierung immer stärker die Folgen des Klimawandels in Millionenstädten ab. Darunter ist die Überhitzung (engl. UrbanHeat Island Effect) von innerstädtischen Gebieten spürbar und durch Messwerte belegt. Um diesem Effekt entgegenzutreten, sind innovative und nachhaltige Lösungen für die Zukunft gefragt.Das fortschreitende Phänomen der urbanen Wärmeinsel ist weltweit zu beobachten, darunter auch in Budapest. Dabei liegt der Fokus auf der Altstadt, die vom dichten historischen Erbe der Jahrhundertwende des 19./20. Jahrhunderts geprägt ist. Mit ihren zahlreichen versteckten Innenhöfen und dessen vierseitig umlaufenden Außengängen - der Pawlatsche - zeichnet sich eine Stadt mit unverkennbarem Charakter ab. Zwischen dem Trubel der öffentlichen Straßen und den privaten Wohnungen bilden die Höfe intime Plätze innerhalb der Mietshäuser,deren Nutzung häufig nicht genug ausgeschöpft wird. Während Buda über eine überdurchschnittlich großzügige Waldfläche verfügt,hat die Pester Seite der Stadt mit einem geringen Anteil an Grünfläche pro Kopf zu kämpfen. Dessen Folgen spiegeln sich insbesondere durch messbare urbane Wärmeinseln in den Innenbezirken wieder.Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sollen Szenarien für eine mögliche Begrünung der Budapester Hofhäuser erarbeitet werden,deren Innenhöfe von außen zwar selten einsehbar sind, jedoch dessen Begrünung den Stadtraum atmosphärisch und (mikro-) klimatisch nachhaltig verändern kann. Zusätzlich würden sich diese neu angelegten (halb-) öffentlichen Grünflächen positiv auf gemeinschaftliche und physiologische Aspekte auswirken.Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, neben der historischen Analyse des Budapester Hofhauses, mithilfe der Innenhöfe ein grünes Netzwerk im dichten Stadtgefüge zu schaffen und damit einhergehend die positive Wirksamkeit von Vegetation auf das Stadtklima aufzuzeigen.Dabei soll die Implementierung einer grünen Infrastruktur auf Stadtebene gefördert und Szenarien entwickelt werden, die auf bereits bestehende Klima- und Förderungsprogramme zur Hofbegrünung aufbauen.Trotz der (stadt-) historischen Nähe zwischen Wien und Budapest ist die Erforschung der Budapester Hofhaustypologie in der deutschsprachigen Literatur spärlich vertreten. Deren Erforschung soll durchdiese Arbeit eine größere Reichweite erreichen und dazu beitragen,deren Qualitäten aufzuzeigen und mögliche Szenarien für eine zukünftige,weitest gehend grüne Nutzung zu entwickeln. Nachdem kollektive Wohnformen zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnen,scheint die Erforschung dieser Typologie durch deren hausgemeinschaftlich geprägten Innenhöfe unerlässlich.Um sich der Thematik anzunähern, wird Budapest zunächst auf stadthistorischer Ebene (Anm. Kapitel 1: Stadt) betrachtet. Weiters wird insbesondere das Hofhaus als unverkennbarer, architektonischer Typus der Stadt zunächst auf stadtklimatischer (Anm.: Kapitel 2 - Klima) und folgend auf stadthistorischer (Anm. Kapitel 3: Hofhaus) Ebene erforscht. Die simultane Betrachtungsweise dieser beiden Ebenen ist wesentlich, da deren Erforschung die finale Erarbeitung der Szenarien (Anm. Kapitel 4: Szenarien) maßgeblich beeinflusst. Dabei wird zunächst durch den historischen Rückblick von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts deutlich, dass der Innenhof nicht als Freiraum gedacht war, sondern dessen Entstehung einer Folge ökonomischer Kriterien entsprach. Dessen Ausformulierungenin unterschiedlichen Hofformen und -größen zeigen u.a. auch den gestalterischen sowie ökonomisch gezwängten Geist der Architekten dieser Zeit. Durch die Kategorisierung der Hofhäuser und deren „Untertypen“ werden mögliche Defizite, sowie Potentiale für die weitere Erarbeitung der Szenarien anhand ausgewählter Bauten sichtbar. Deren Analyse wird weiters durch fotografische und hausgeschichtliche Analysen vertieft.Um eine Veränderung der Stadt in diesem Ausmaß zu ermöglichen,ist die Politik auf Stadtebene gefragt. Die Begrünung von dichtem Stadtgefüge soll durch Szenarien schrittweise in städtischen Zonen mit einem besonderen Bedarf an Grünraum umgesetzt werden, um weitere Folgen der urbanen Erhitzung zu vermeiden. Unterstützend dient dazu, nach Berliner Vorbild, der Grüne Faktor als Planungswerkzeug, um skalierbare Maßnahmen für die Begrünung der Hofhäuser zu ermöglichen. Diese Arbeit soll einen Anstoß für dieses Vorhaben bieten und beispielhaft Szenarien für Städte aufzeigen, die vor einer ähnlichen Problematik stehen, wie es in zahlreichen Metropolen europaweit erkennbar ist.
de
One of the most important challenges of current urban development isto create opportunities for urban recreation spaces in densely built-upcities. Especially since the beginning of the COVID 19 pandemic and the associated restrictions, the need for more green space in the immediatevicinity of metropolitan areas has increased significantly. The consequences of climate change in cities with over a million inhabitants are becoming increasingly apparent as a result of the advancing process of urbanization. Among them, the overheating (so called Urban Heat Island Effect) of inner-city areas is noticeable and scientifically proven. In order to counteract this effect, innovative and sustainable solutions are required for the future.The ongoing phenomenon of the urban heat island can be observed worldwide, including in Budapest. This work is investigating the old town of the city, which is characterized by the dense architectural heritage of the turn of the 19th and 20th century. With its numerous hidden inner courtyards, a city with an unmistakable character emerges.Between the hustle and bustle of the public streets and private apartments, the courtyards form intimate spaces within the tenements,which are often not used to its potential. The city - especially on the Pest side - has to contend with a severe lack of green spaces, the consequences of which are reflected in measurable urban heat islands in the inner districts in particular. In order to counter act this development,the scenarios for greening the courtyard apartment buildings in Budapest are to be determined. Although their inner courtyards are rarely visible from the outside, greening them would change the urban space in a long - lasting way in terms of atmosphere and (micro -) climate. In addition, these newly created (semi-) public green spaces would havea positive effect on the prevailing microclimate, as well as promote community and physiological aspects. Despite the (urban) historical proximity between Vienna and Budapest, the research of the Budapest courtyard house typology in German language literature is largely unrepresented. Its exploration should achieve a greater reach through this work and help to show its qualities and possible scenarios for a future, largely green use. After collective forms of housing are still increasing, research of this typology seems to be essential, due to its communal qualities.In order to approach this research, Budapest is first considered on a historical level (note: Chapter 1: Stadt). Further the courtyard house in particular, as the unmistakably architectural type of the city, is initially analysed on a climatic level (Note: Chapter 2: Klima) and subsequently on a historic level (Note Chapter 3: Hofhaus). The simultaneous view ofthese two levels is essential for the final elaboration of its scenarios fora green future (Note: Chapter 4: Szenarien). Through the historical review of the Budapest courtyard house from the mid 19th century to the beginning 20th century, it is clear that the inner courtyard were never intented as a place of leisure. Its emergence was more a direct result of economic met criteria. Its different courtyard shapes and sizes show,among other things, the creative, as well as economically compulsive spirit of its past architects. By categorizing the courtyard houses and their „subtypes“, possible deficits and potentials werde detected for the further development of scenarios for a future green network in the courtyard house structure of the city.In order to enable a change in the city on this scale, necessary policies at the city level are required und must be anchored at a legal level.The greening of dense urban fabric is designed to be phased through scenarios in urban zones who are particularly affected by the Urban Heat Island Effect.This work is intended to provide an impetus for this undertaking and to suggest scenarios for cities that face a similar problem, as can be seen in numerous metropolises in Europe.
en
Additional information:
Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers