Sark, C. (2024). Die Südtiroler Siedlungen in Vorarlberg : Geschichte, Gegenwart und Zukunft [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2025.118980
E251 - Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege
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Date (published):
2024
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Number of Pages:
493
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Keywords:
Umnutzung; Südtiroler Siedlungen; Vorarlberg
de
Reuse; South Tyrolean Housing Estates
en
Abstract:
Im Zuge des sogenannten Hitler-Mussolini-Abkommens stand die deutsch- und ladinischsprachige Bevölkerung Südtirols 1939 vor der bitteren Wahl entweder für das Deutsche Reich zu optieren und ihre Heimat zu verlassen, oder weiterhin ohne Minderheitenrechte im faschistischen Italien zu verbleiben. Durch die Umsiedlung der Südtiroler*innen erhoffte sich das NS-Regime eine Stärkung ihrer Kriegswirtschaft durch das abgelöste Vermögen, die Erhöhung der Anzahl der Wehrpflichtigen sowie durch neue Arbeitskräfte. Auch wenn insgesamt nur etwa ein Drittel der Optant*innen abgewandert war, musste ungeachtet des damals herrschenden Wohnraummangels schlagartig Unterkünfte für 75 000 Menschen geschaffen werden. Das unter dem Titel «Sondermaßnahme Südtirol» bezeichnete Wohnbauprogramm erhielt trotz Kriegszustand höchste Priorität und wurde mit Baustoffen und Arbeitskräften bedacht. Unter dem wesentlichen Einfluss von Industrie- sowie Rüstungsbetrieben entstanden bis 1945 durch verschiedene gemeinnützige Wohnbaugesellschaften bzw. Bauvereinigungen in der gesamten „Ostmark“ bzw. ehemaligen Alpen- und Donau-Reichsgaue zahlreiche Südtiroler Siedlungen. In Vorarlberg wurde im Rekordtempo für knapp 11 000 Migrant*innen insgesamt 17 Anlagen mit 475 Gebäuden und 2.333 Wohnungen errichtet. Damit stellen die Südtiroler Siedlungen nicht nur die erste großmaßstäbliche Bauaufgabe in bis dahin noch nie dagewesenen Dimensionen, sondern auch das erste gemeinnützige Wohnbauprogramm in Vorarlberg dar – obgleich als eine Sonderform.Die Anlagen sind bis heute noch alle erhalten und stellen wichtige baugeschichtliche und kulturhistorische Dokumente dar. Aufgrund ihres Alters ist allerdings die Zukunft der Südtiroler Siedlungen noch ungewiss. Die letzte Generalsanierung liegt bereits über 25 Jahre zurück und derzeit ist von Abbruch, Sanierung oder Nachverdichtung alles möglich. Um überhaupt fundierte Entscheidungen über das Schicksal der Gebäude in Zukunft treffen zu können, bedarf es immer noch an einer vollständigen architekturspezifischen Auseinandersetzung. Im Zuge dieser Diplomarbeit sollen alle 17 Anlagen im Hinblick auf ihren Städtebau, ihrer Architektur und ihren weiteren zu erhaltenden Besonderheiten analysiert und anhand von Plänen und Fotos dokumentiert werden mit dem Ziel, ihr baukulturelles Erbe bestmöglich zu bewahren.
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In the course of the so-called Hitler-Mussolini Agreement, the German and Ladin-speaking population of South Tyrol was faced in 1939 with the bitter choice of either opting for the German Reich and leaving their homeland, or continuing to remain in fascist Italy without minority rights. By resettling the South Tyroleans, the Nazi regime hoped to strengthen its war economy through the assets that would be redeemed as well as to increase the number of conscripts and to create new workforce. Even though only about a third of the optants had emigrated, accommodation for 75,000 people had to be created abruptly, regardless of the housing shortage prevailing at the time. The housing construction program, entitled "Sondermaßnahme Südtirol" ("Special Measure South Tyrol"), was given the highest priority despite the state of war and was provided with building materials and labor. Under the substantial influence of industrial companies as well as armaments businesses, various non-profit housing societies or building associations built numerous South Tyrolean housing estates in the entire "Ostmark" or former Alpine and Danube “Reichsgaue” until 1945. In Vorarlberg, a total of 17 complexes with 475 buildings and 2,333 apartments were built at record speed for almost 11,000 migrants. The South Tyrolean housing estates thus represent not only the first large-scale construction project of unprecedented dimensions, but also the first non-profit housing program in Vorarlberg - albeit as a special form. The facilities are still all preserved today and represent important architectural and cultural-historical documents. Due to their age, however, the future of the South Tyrolean housing estates is still uncertain. The last general renovation was more than 25 years ago and currently everything from demolition, renovation or redensification is possible. In order to be able to make well-founded decisions at all about the fate of the buildings in the future, it is still necessary to have a complete architecture-specific discussion. Within the framework of this master thesis, all 17 housing estates are to be analyzed with regard to their urban design, their architecture and their other special features to be preserved and documented by means of plans and photos with the aim of preserving their architectural heritage in the best possible way.
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Additional information:
Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers