Drees, J. (2025). RAUM-FUGEN. Erweitertes Verständnis des öffentlichen Raums, thematisiert am Beispiel der Wiener Durchhäuser. [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2025.130204
Öffentlicher Raum; Zwischenräume; Wahrnehmung durch Architektur
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Public Space; Interspaces; Perception through Architecture
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Abstract:
Diese Diplomarbeit untersucht die Wechselwirkung zwischen Architektur, dem davon umschlossenen öffentlichen Raum und der menschlichen Bewegung. In der Arbeit liegt ein besonderer Forschungsfokus auf den folgt bezeichneten, urbanen „Raum-Fugen“. Diese schmalen, oft verborgenen Bereiche entstehen häufig aus konkreten Notwendigkeiten in architektonischen Strukturen und werden primär als Verbindungswege wahrgenommen. Dabei beeinflussen sie durch ihre räumlichen Eigenschaften, etwa durch ihre Proportionen sowie die räumlichen Strukturen, das Verhalten von Menschen im öffentlichen Raum maßgeblich. Wichtige und zentrale Fragen der Forschungsarbeit lauten: Wie werden Raum-Fugen im Wiener „Durchhaus“ (Czeike, 2004, S. 110.), also durch das Geflecht von massiven, statischen, baulichen Strukturen und der menschlichen Aneignung von im öffentlichen Raum wenig sichtbaren Bereichen zu erfahrbaren Räumen? Wie können wir diese vorhandenen und doch häufig übersehenen stadträumlichen Qualitäten auf neue Weise wahrnehmen und unser Verständnis für den öffentlichen Raum überdenken und erweitern?Während diese engen, schlauchartigen Verbindungsräume heute Teil des öffentlichen Raums sind, hatten sie in früheren Zeiten oft eine andere Funktion. Sie dienten privaten oder industriellen Zwecken und waren nicht zwingend öffentlich zugänglich (vgl. Hasmann, 2019, S. 7). Mit der fortschreitenden urbanen Entwicklung wurden viele Raum-Fugen zu öffentlichen Wegen, die uns leiten und oft auch unbewusst steuern; sei es durch ihre räumliche Enge, ihre Sichtachsen oder ihre Materialität. Diese oft unbewusste Steuerung zeigt sich in verschiedenen Aspekten: Beispielsweise darin, wie wir uns bewegen, wohin wir uns bewegen und in welchem Tempo wir uns bewegen. Raum-Fugen wirken entschleunigend und häufig sehr gegensätzlich zu anderen öffentlichen städtischen Zonen.Die theoretische Grundlage der Arbeit stützt sich auf Konzepte wie die von Henri Lefebvre, Doreen Massey, Georg Simmel, Jane Jacobs, Lucius Burckhardt, Valie Export, Michel de Certeau sowie Trisha Brown und Edward T. Hall, die sich mit der Beziehung zwischen Raum, Wahrnehmung und sozialer Praxis befassen.Neben der theoretischen Analyse kommen praxisnahe Methoden zum Einsatz: Durch Mapping-Techniken, Fotoserien und die Dokumentation von Bewegungen werden konkrete städtische Raum-Fugen am Beispiel von drei ausgewählten Wiener Durchhäusern experimentell untersucht und ihre räumlichen Qualitäten sichtbar gemacht. Das Ziel der Arbeit ist es, ein tieferes Verständnis für die atmosphärische und soziale Bedeutung der Raum-Fugen zu schaffen. Diese seit langer Zeit existierenden und aus einem ganz bestimmten Zweckerfordernis hervorgegangenen Durchwegungen werden im Kontext dieser Arbeit als besondere Erfahrungsräume und spezifische Bereiche des öffentlichen Raums verstanden. So will diese, einerseits analytisch-theoriebasierte und andererseits unmittelbar praxisorientiert-experimentelle Untersuchung dazu beitragen, unser Verständnis von Bewegung im öffentlichen Raum zu erweitern und neue Ansätze für die Gestaltung urbaner Räume zu entwickeln.
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This thesis examines the interaction between architecture, its enclosed public spaces and people’s movement within them. A particular focus is set on what is referred to as urban ‘Raum-Fuge’. These narrow, often hidden areas frequently arise from specific necessities in architectural structures and are primarily perceived as connecting routes. However, their spatial characteristics, such as their proportions and spatial structures, also have a significant influence on people’s behavior in public space. The most central research questions are as followed: How do Raum-Fugen work in the Viennese ‘Durchhaus’ (Czeike, 2004, p. 110.), considering their transformation into spaces that can be actively experienced through its network of massive, static structural structures and human appropriation of areas, which typically aren’t very visible? How can we perceive and rethink our understanding of public space by exploring these existing yet often overlooked urban qualities in new ways?While nowadays, these narrow, tube-like connecting spaces are part of public space, historically, they often had a different function. Specifically, they served private or industrial purposes and were not necessarily accessible to the public (cf. Hasmann, 2019, p. 7.). With advancing urban development, many Raum-Fugen became public paths that guide and often steer us unconsciously, either through their spatial narrowness, their sight-lines or their materiality. This often unconscious control to steer us through certain spaces, manifests itself in various aspects: for example, in how we move, where we move to and what speed we move at. Raum-Fugen have a decelerating effect and function often very differently from other public urban zones.The theoretical basis of this thesis draws on concepts developed by Henri Lefebvre, Doreen Massey, Georg Simmel, Jane Jacobs, Lucius Burckhardt, Michel de Certeau, Valie Export, Trisha Brown and Edward T. Hall, who deal with the relationship between space, perception and social practice. In addition to theoretical analysis, practical methods are also used: mapping techniques, photo series and the documentation of movements. Thus, using three selected Viennese Raum-Fugen as an example, concrete urban Raum-Fugen are examined and their spatial qualities visualised. The aim of the work is to create a deeper understanding of the atmospheric and social significance of Raum-Fugen. These passageways, which have existed for a long time and emerged from a very specific practical need, are understood in the context of this work as special spaces of experience and specific areas of public space. Thus, this investigation, which is both analytically and theoretically based on the hands-on, practice-oriented and experimental, versus the theoretical contribution to expanding our understanding of movement in public space and developing new approaches to the design of urban spaces.
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