Radinger, G. (2019). Häuser mit Verstand : die Adaptierung bäuerlicher, vernakulärer Architektur in Österreich an ihre klimatischen Standortbedingungen [Dissertation, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2019.33588
E251 - Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege
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Date (published):
2019
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Number of Pages:
489
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Keywords:
Vernakuläre Architektur; Gehöftformen in Österreich; klimagerechtes Bauen; Bauklimatik; thermische Behaglichkeit; visuelle Behaglichkeit; vergleichende Gebäudeanalyse; Bauen und Klimawandel
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Vernacular architecture; farmhouses in Austria; climate-friendly building; building climate; thermal comfort; visual comfort; comparative building analyis; building and climate change
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Abstract:
Für die Erkundung der kulturellen Leistungen der Bevölkerung einer bestimmten Region und zeitlichen Epoche bildet der bäuerliche Baubestand einen wichtigen Forschungsrahmen. Die Diversität von Bauformen ebenso wie die Herausbildung unterschiedlicher Siedlungs- und Flurstrukturen ist das Ergebnis komplexer Entwicklungsvorgänge, für die verschiedene ökonomische, naturräumliche und soziokulturelle Rahmenbedingungen verantwortlich sind. Daher sind an der Erforschung ländlicher und bäuerlicher Hausformen verschiedene Wissenschaftsdisziplinen beteiligt: die Volks- und Völkerkunde ebenso wie Architektur-, Geschichts-, und Sprachwissenschaften, Agrar- und Siedlungsgeographie oder auch Archäologie und Kunstgeschichte. Die baulichen Merkmale regional-traditioneller und als vernakulär bezeichneter Gebäude, die sich ausgehend von den Bedürfnissen und Gewohnheiten der Menschen und als Folge von örtlich verfügbaren Materialien entwickelt haben, werden vielfach auch als Resultate von Klimabeobachtungen begriffen. Ihre morphologischen Eigenschaften, Baukörperorientierungen, Materialverwendung und weitere Gebäudecharakteristika stehen in enger Wechselwirkung mit den jeweils vorherrschenden klimatischen und topographischen Rahmenbedingungen, wobei die Bauentscheidungen von meist ungenannten Errichtern ohne Anwendung moderner Berechnungswerkzeugen getroffen und umgesetzt wurden. Im Rahmen der vorliegenden Dissertation werden Eigenschaften regional-traditioneller Architektur in Österreich untersucht, die für die Gebäudeadaption an klimatische Bedingungen maßgeblich sind und das Zustandekommen von Innenraumklimata direkt beeinflussen. In Sinne einer interdisziplinären Betrachtungsweise bilden naturräumliche, wirtschaftliche und soziokulturelle Einflussfaktoren den flankierenden Hintergrund für die Analysen. Diese erfolgen anhand von Gebäudebeispielen, die in unterschiedlichen Regionen entstanden sind und verschiedenen Zeitepochen zugeordnet werden. Dabei kommt ein diversifiziertes Set an Methoden zum Einsatz, das sich aus Literaturrecherchen, computerunterstützten Berechnungen und Simulationen sowie Messkampagnen und Lichtlabor-Analysen von Baukörpermodellen zusammensetzt. Für Untersuchungen von Gebäuden, die in freier Landschaft und in ihrer ursprünglichen Beschaffenheit und Verwendung vielfach nicht mehr zugänglich bzw. existent sind, bieten Freilichtmuseen Möglichkeiten zur Bauforschung an translozierten Originalobjekten bei vergleichbaren äußeren Rahmenbedingungen. Anhand von insgesamt zehn Fallbeispielen aus allen Bundesländern (mit Ausnahme von Wien), deren Entstehung zwischen den Jahren 1582 und 1827 eingeordnet wird und die im Österreichischen Freilichtmuseum in Stübing wiedererrichtet sind, werden quantitative und qualitative Objektuntersuchungen und Vergleiche vorgenommen. Forschungsfragen in Bezug auf Baukörpercharakteristik, klimatische Rahmenbedingungen zur Zeit ihrer Errichtung und heute, Innenraumklima sowie Koinzidenzen von Standort- und Objekteigenschaften sind dabei zugrunde gelegt. Ziel ist es, die Potenziale dieser Gebäude hinsichtlich ihrer thermischen und visuellen Behaglichkeitseigenschaften und Energieeffizienz explorativ und auf Basis von empirisch erhobenen Daten zu quantifizieren und zu vergleichen. Die Untersuchungsresultate werden in sogenannten Gebäudeportraits, Ergebnisdarstellungen von Messkampagnen zur Bewertung des thermischen Gebäudeverhaltens und der natürlichen Raumbelichtung sowie einer Matrix und daraus abgeleiteten Diagrammen für datenbasierte Gebäude- und Standortvergleiche zusammengefasst. Darüber hinaus werden Modellarrangements zur Veranschaulichung der unterschiedlichen Baukörpergeometrien und eine Timeline zur Einordnung der ausgewählten Objekte in einen historischen Kontext erstellt.
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In the context of this dissertation properties of traditional, regional and rural architecture are investigated, which are decisive for the adaptation of buildings to different climatic conditions and directly influence the creation of indoor climate in living spaces. In terms of an interdisciplinary approach natural, economic and socio-cultural influencing factors form the flanking background of the analyses. These are carried out on the basis of case studies, that have been developed in different regions of Austria (all provinces except Vienna), and are assigned to different epochs. A diversified set of methods is applied, consisting of literature and desktop research, expert interviews and digital object reconstructions for the creation of working bases and subsequent computer-aided calculations, simulations, measurement campaigns, building monitoring as well as light-laboratory analyses of scale building models. For investigations of buildings that are often no longer accessible or existent in the open landscape and in their original condition and use, open-air museums offer opportunities for building research on translocated original objects under comparable external conditions. Quantitative and qualitative building investigations and comparisons are carried out on the basis of farmsteads, that were built between the years 1582 and 1827 and which were designed towards traditional or pre-industrial methods of management. The farmsteads are rebuilt in the Austrian Open Air Museum in Stübing. The overarching question "How climate-friendly was the Austrian farmhouse?" is based on various research questions relating to building characteristics, climatic conditions at the time of construction and today, indoor climate and coincidences of location and object characteristics. The aim is to quantify, compare and interpret the building climate potentials of these buildings with regard to their thermal and visual comfort properties and energy efficiency exploratively and on the basis of empirically collected data. The investigation-results are summarized in so-called building portraits that include data sheets, results of measurement campaigns for the evaluation of thermal building behaviour and natural room lighting as well as a matrix and derived diagrams for data-based building- and location-comparisons. In addition, model arrangements for the illustration of different building geometries and a time chronology to place the selected objects in a historical context are created.
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Additional information:
Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers