Auer, S. (2019). “Ähm...wir sehen das aber anders!” - Hintergründe organisierten Protests gegen städtebauliche Großprojekte und der Umgang damit [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2019.63805
Der räumliche Gestaltungsprozess birgt erhebliches Konfliktpotential. Dieses begründet sich schlichtweg in der Gestaltung einer endlichen Ressource, die niemals allen Ansprüchen gerecht werden kann. In bestimmten Situationen schaukeln sich diese Konflikte zu organisiertem Protest auf. Der Protest gegen städtebauliche Vorhaben bildet das zentrale Thema der Diplomarbeit. Dabei beleuchtet die Arbeit einerseits Hintergründe organisierten Protests gegen städtebauliche Großprojekte sowohl aus theoretischer Perspektive als auch empirisch anhand von zwei Fallstudien. Hierbei handelt es sich erstens um die Umgestaltung des Areals am Wiener Heumarkt, dessen Höhenentwicklung zum Streitpunkt geworden ist, und zweitens um die Wohnbebauung Naturpark Linz Süd, die inmitten einer Einfamilienhaussiedlung geplant ist. Bei beiden Projekten kommt es zu organisiertem Protest durch Bürgerinitiativen. Durch die Betrachtung der Fallbeispiele werden die konkreten Hintergründe des Protests herausgearbeitet indem das Gespräch mit den Initiativen gesucht wurde. Dabei wurden die Rollen von individuellen Raumwahrnehmungen und der Einstellung der Protestgruppen gegenüber dem politischen System der Stadtentwicklung genauer untersucht. Die Basis für diese Einfallswinkel bilden die Theorien zur Herstellung bzw. Produktion von Raum (Lefebvre und Löw) und postdemokratische Denkmodelle (Rancière und Crouch). Andererseits geht die Arbeit der Frage nach, welche Möglichkeiten die Planungspraxis im Umgang mit Protest und Konflikten im Planungsprozess hat. Dazu wurden ExpertInnen mit leitfadengestützten Interviews zur Thematik befragt und die Erkenntnisse daraus in Bezug zu Gestaltungsempfehlungen für partizipative Planungsprozesse gesetzt. Die Ergebnisse der Arbeit zeigen auf, dass Protesthintergründe sehr unterschiedlich sein können und dabei sowohl der Raum an sich und dessen Wahrnehmung als auch der politische Prozess der Gestaltung von Raum wesentliche Faktoren bilden. Der Umgang damit fordert ein Planungsverständnis, das den Fokus auf das Aushandeln legt, die klassische Rollenverteilungen hinterfragt und dem Planungsprozess enormes Emanzipationspotential zuschreibt.
de
The spatial design process has considerable potential for conflict. This fact is simply based on the design of a finite resource that can never meet all demands. In certain situations, these conflicts build up to organized protest. The protest against urban planning projects is the core topic of the diploma thesis. On the one hand, the diploma thesis sheds light on the backgrounds of organized protests against large-scale urban development projects both from a theoretical perspective and empirically on the basis of two case studies. Firstly, this involves the redevelopment of the Area near the Viennese Heumarkt, whose height has become a matter of dispute, and secondly, the residential development of the Naturpark Linz Süd, which is planned in the middle of a single-family housing estate. In both projects there is organized protest by citizens initiatives. By examining the case studies, the concrete backgrounds of the protest are carved out by talking to the initiatives. The roles of individual spatial perceptions and the attitude of the protest groups towards the political system of urban development were examined more closely. The basis for these angles of incidence are the theories of the production of space (Lefebvre and Löw) and postdemocratic models of thought (Rancière and Crouch). On the other hand, the diploma thesis investigates the possibilities of planning practice in dealing with protest and conflicts during the planning process. For this purpose, experts were interviewed with guide-based interviews on the topic and the findings were set in relation to recommendations for the design of participatory planning processes. The results of the diploma thesis show that backgrounds of protest can be very different and that both the space itself and its perception as well as the political process of the design of space are essential factors. Dealing with this requires an understanding of planning that places the focus on negotiation, questions the classical distribution of roles and ascribes enormous emancipatory potential to the planning process.
en
Additional information:
Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers