Schwaiger, G. L. (2015). Herzoghof - eine Revitalisierung [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2015.34137
Die Stadt Krems an der Donau mit ihren 24.000 Einwohnern ist heute ein pulsierendes Zentrum für Dienstleistungen, Kultur und Tourismus sowie ein herausragender Schul- und Universitätsstandort. Vor allem hat eine nachhaltige Entwicklung Richtung Kultur, Freizeit, Kreativität und Lebensqualität mit allen ihren Chancen eingesetzt. Die Ausgangslage für diese Diplomarbeit ist einerseits, dass in Krems offenkundig Bedarf an einem intimen Treffpunkt für die Stadt, nicht zuletzt jugendliches Publikum, Kreative, Studenten, Kultur und Kleinveranstaltungen etc. besteht. Andererseits hätte das untersuchungsgegenständliche Gebäudeensemble -Herzoghof- das Potenzial um einen derartigen Bedarf abzudecken und bedarf auf Grund seiner Art, günstigen Lage in der Altstadt von Krems und des teilweise schlechten Zustands einer höherwertigen Nutzung. Ein Kernthema dieser Diplomarbeit ist der Umgang mit historischen Gebäuden und damit verbunden die Forderung nach Reversibilität der baulichen Eingriffe. Dieser sensible Umgang mit der Bausubstanz ist keineswegs mit musealem Denken gleichzusetzen, beeinflusst aber grundlegend die architektonischen Überlegungen, die Wahl der Konstruktion und die Materialität. Besonderes Augenmerk kommt diesbezüglich im Projekt dem historischen 'Palas' zu. Die Bausubstanz - mittlerweile eine leere Gebäudehülle ohne Einbauten - wird hier auf das Schonendste restauriert und der Innenbereich mittels einer 'Box im Haus' revitalisiert. Die Box kann für Veranstaltungen, Ausstellungen, Seminare, Kurse etc. vielfältig genutzt werden. Die Konstruktion besteht aus Stahl und wird von Profilbauglas ummantelt. Das moderne schlichte Material kontrastiert gegenüber den wuchtigen Stein- und Ziegelwandungen des 'Palas' , jedoch ohne zu dominieren oder zu konkurrieren. Ganz im Gegenteil unterstreicht diese Kombination von Alt und Neu noch die Aura des Orts. Analog hierzu sind auch die zwei Neubauten konzipiert, die zwischen die drei erhaltenen historischen Gebäude des Herzoghofs eingefügt werden. Einerseits übernehmen die beiden Neubauten die Dachstruktur des historischen 'Herzoghof' mit seiner typischen Steildachkonstruktion. Durch Form und Volumen der Baukörper wird wieder ein Gesamtensemble 'Herzoghof' hergestellt, das sich harmonisch in das Stadtbild einfügt. Andererseits wird auch bei den Neubauten eine museale Nachbildung bewusst verworfen. Vielmehr wird umgekehrt zum 'Palas' das Material Profilbauglas für die Gebäudehülle zeichenhaft verstörend eingesetzt. Auf der einen Seite zeichnen sich die Neubauten aufgrund der Ummantelung von Profilbauglas sehr modern von ihrer Umgebung ab, auf der anderen Seite wiederum charakterisieren sich auch durch ihre klassische Typform mit 'Steilgiebel'. Die klassische Form wird abermals durch eine gewollte unregelmäßige Anordnung der Fensteröffnungen durchbrochen. Im 'Herzoghof' selbst und darüber hinaus soll generell die bestehende kommunikationsfördernde mittelalterliche Gassen- und Platzstruktur der Kremser Altstadt formal aufgegriffen werden. Durch eine entsprechende Situierung der eben besprochenen Neubauten und durch die Abtragung eines störenden Zubaus wird dem städtebaulichen Aspekt der Durchlässigkeit weitest möglich Rechnung getragen. Die bereits bestehenden und die hinzukommenden neuen Gassen führen in den inneren Bereich des 'Herzoghof'. Des Weiteren wird der angrenzende Platz in den Entwurf mit einbezogen und als Markt- Veranstaltungsort verkehrstechnisch beruhigt und vergrößert. So ergibt sich insgesamt eine kommunikationsfördernde Gassen- und Platzstruktur mit verbesserter Anbindung an die fußläufig erreichbaren Stadtachsen, die mithelfen soll die derzeitige Isolation des 'Herzoghof' städtebaulich aufzubrechen. Der planerische Lösungsansatz um den angestrebten Kristallisationspunkt zu verwirklichen ist mehrschichtig: 1) Einerseits gilt es, das ursprünglich einheitliche Gefüge des Gebäudeensembles 'Herzoghof' wieder herzustellen und diesem architektonisch Gewicht und Bedeutung zu verleihen. Der ursprünglich aus dem Mittelalter stammende 'Herzoghof' mit seinen 3 erhalten gebliebenen historischen Gebäuden ist nämlich aufgrund von Abrissen und Um- und Zubauten in der letzten Zeit architektonisch stark verfremdet und ist kaum mehr als Einheit erkennbar. 2) Davon abgesehen wird die noch verbliebene Besonderheit, nämlich das aus der ältesten Bauphase stammende Gebäude 'Palas', derzeit überhaupt nicht genutzt und droht zu verfallen. Insbesondere hier erwächst aus der Zugehörigkeit der Altstadt von Krems zum UNESCO Welterbe 'Kulturlandschaft Wachau' eine besondere Verpflichtung gegenüber der historischen Substanz, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. 3) Mit Hilfe moderner Architektursprache gilt es Altbestand und Neubestand typologisch zu verbinden und so die stadtatmosphärische Qualität grundlegend zu verbessern und eine vielfältige Nutzung des 'Herzoghof' zu fördern. Dies hat aber angesichts der historischen Bedeutung des Orts immer unter dem Aspekt der Reversibilität der Eingriffe zu erfolgen. Damit und durch eine verbesserte Durchlässigkeit des Gebäudeensembles und Anbindung an die Stadtachsen soll auch die derzeitige städtebauliche Isolation des 'Herzoghof' aufgehoben werden und das Ensemble in seiner Gesamtheit der Öffentlichkeit nutzbar gemacht werden.