Tschugg, B. (2019). Lastenrad-Sharing im Wiener Wirtschaftsverkehr [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2019.54985
Das Potential von Lastenrädern zur Reduktion der mit Kraftfahrzeugen zurückgelegten urbanen Wege wurde bereits mehrfach belegt. In einer Studie des Deutschen Zentrums für Luftund Raumfahrt (2016) ermittelt man je nach Szenario zwischen 9,5 % und 23,2 % an substituierbaren Wegen im urbanen Raum. Die EU-weite Cyclelogistics-Studie (2014) geht diesbezüglich von 38 % aus. In der Praxis gibt es mit Blick auf die Stadt Wien aktuell jedoch kaum Betriebe, welche auf Lastenräder setzen. Dies lässt sich möglicherweise durch die hohen Kaufpreise von Lastenrädern (bis zu 5.000 ), die häufig nicht vorhandenen Abstellmöglichkeiten und den oft nur gelegentlichen Bedarf an der Nutzung eines Lastenrades erklären. Daher kann Lastenrad-Sharing eine sinnvolle Alternative darstellen. Konkret eignen sich dafür vor allem urbane Kleinbetriebe mit gelegentlichem Lastenrad-Bedarf, Wegen bis ca. fünf Kilometer und einer Zuladung bis ca. 50 Kilogramm. Als Zielgruppe können daher beispielsweise Gastronomiebetriebe, Handwerksbetriebe oder kleine Bäckereien genannt werden. In Bezug auf die Umsetzung und Organisation von Lastenrad-Sharing im Wirtschaftsverkehr wurden im Zuge der vorliegenden Arbeit Interviews mit Betrieben, welche bei der Wiener Grätzlrad-Initiative als Sharing-Station fungieren, und Befragungen von Wiener Radwerkstätten, welche unter anderem aufgrund des hohen Wartungsaufwandes von Lastenrädern als optimale zukünftige Sharing-Stationen angesehen werden, durchgeführt. Die daraus resultierenden zentralen Erkenntnisse werden nachfolgend zur Ausarbeitung eines Lastenrad-Sharing-Konzeptes für Wiener Kleinbetriebe herangezogen. Eine zentrale empirische Erkenntnis ist, dass die in Wien zur Verfügung stehenden Grätzlräder fast ausschließlich von Privatpersonen ausgeliehen werden. Daher wird es besonders wichtig, ein vorrangig an Kleinbetriebe gerichtetes Konzept für Lastenrad-Sharing im Wirtschaftsverkehr auszuarbeiten, um diese anzusprechen und für Lastenrad-Sharing zu motivieren. Denn das Marketing aktueller Konzepte blickt meist auf die Bedürfnisse von Privatpersonen und stellt das Lastenrad häufig als Fahrzeug für den Kindertransport oder den Wochenendeinkauf vor. Des Weiteren ist zu überlegen, wie optimale Abstellplätze eingerichtet und die Umsetzung möglichst einfach gestaltet werden kann. Zusätzlich ist besonderes Augenmerk auf die Wirtschaftlichkeit eines solchen Konzeptes zu legen. Das auf diesen Erkenntnissen aufgebaute Konzept beruht auf den folgenden drei Grundideen. Betriebe, welche an Lastenrad-Sharing interessiert sind, sollen in einem ersten Schritt vernetzt werden und in weiterer Folge in Kooperation ein Lastenrad kaufen, um die Anschaffungskosten zu senken und die Auslastung des Lastenrades zu erhöhen. Diesbezüglich ist auf die räumliche Nähe dieser Betriebe und deren jeweilige Nutzungsansprüche zu achten. Wird das Lastenrad von den Betrieben nicht genutzt, beispielsweise an Wochenenden, so kann es von Privatpersonen gegen eine Gebühr ausgeliehen werden. Des Weiteren sollen Radwerkstätten als Sharing-Stationen eingebunden werden und gegen Bezahlung durch die kooperierenden Betriebe die Wartung des Lastenrades und Abwicklung des Verleihvorgangs übernehmen. Die erforderliche Infrastruktur zum Abstellen der Lastenräder soll von der Stadt Wien im öffentlichen Raum zur Verfügung gestellt werden. Die Online-Sharing-Plattform wird von der Mobilitätsagentur der Stadt Wien bereitgestellt und betreut. Besonderes Augenmerk wird auf die Umsetzungsphasen des Konzeptes und die zentrale Frage, wie das theoretisch vorhandene Potential abgerufen werden kann und Kleinbetriebe für Lastenrad-Sharing motiviert werden können, gelegt. Daher werden in der ersten Phase bewusstseinsbildende und informative Maßnahmen für eine erfolgreiche Umsetzung des Konzeptes als wesentlich erachtet. In der zweiten Phase sollen die AkteurInnen (kooperierende Betriebe und Radwerkstätten) vernetzt und gleichzeitig in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien die Abstellplätze eingerichtet werden. Zusätzlich soll die Mobilitätsagentur die Betriebe kostenlos zu allen relevanten Themen beraten, um diesen die Umsetzungsphase zu vereinfachen und ohne Hürden zu ermöglichen. Abschließend kann angemerkt werden, dass eine erfolgreiche Umsetzung des Konzeptes zu einer Reduktion der mit Kraftfahrzeugen zurückgelegten Wege beitragen kann. Kritisch zu sehen ist, dass es sich bei Lastenrad-Sharing um eine Nische handelt und dieses Konzept daher nur für bestimmte Betriebe sinnvoll ist. Des Weiteren ist die bestehende Wiener Fahrradinfrastruktur, vor allem mit Blick auf den Einsatz von Lastenrädern, noch auszubauen bzw. zu verbessern. Diesbezügliche Handlungsanleitungen werden im aktuellen Wiener Fachkonzept Mobilität (STEP 2025) erwähnt.
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It has been shown that cargo bikes have the potential to reduce motorized urban trips, with a potential reduction of between 9.5 and 23.2 % (DLR, 2016), though the EU-wide Cyclelogistics study (2014) provided an even higher estimate of 38 %. However, in practice, there are hardly any companies in Vienna currently using cargo bikes. This may be explained by the high prices for cargo bikes (up to 5,000), the lack of parking facilities and the fact that those bikes are often just needed occasionally. Therefore, cargo bike sharing could be an appropriate alternative. Cargo bike sharing is particularly suitable for small businesses in urban areas, who have an occasional demand for a cargo bike and their trips are up to five kilometers with a payload until approx. 50 kg. For example, small catering establishments, craftsmen or small bakeries may be possible target groups. Concerning the implementation and organization of cargo bike sharing in commercial transport, interviews with companies, that are part of the “Grätzlrad Initiative” and Viennese bicycle repair shops, which are seen as optimal sharing stations, were contucted. The resulting key insights were used to develop a cargo bike sharing concept for small businesses in Vienna. One of the key findings is, that the “Grätzlräder” available in Vienna are borrowed almost exclusively from private persons. As most current concepts tend to look at the needs of private persons and present cargo bikes as a vehicle for children's transport or weekend shopping, it will be important to develop a concept especially for small businesses and try to motivate them for cargo bike sharing. Furthermore, in order to reduce additional barriers, it has to be considered how an optimal parking space can be set up and how the implementation can be made as simple as possible. Additionally, special attention must be paid to the economic profitability of such a concept. The concept built on these findings is based on the following three basic ideas. Companies that are interested in cargo bike sharing need to be connected so they can purchase the bikes together. This would reduce the acquisition costs on the one hand and increase the usage of the bikes on the other hand. Of note, attention must be paid to the physical proximity of these companies and their utilization requirements. If the cargo bike is not used by the companies, for example on weekends, it can be rented by private individuals for a fee. Furthermore, bicycle repair shops should be considered as sharing stations. They are responsible for the maintenance of the cargo bikes and handling the rental process. Therefore, they get paid by the cooperating companies. The necessary infrastructure for parking cargo bikes in public spaces has to be provided by the City of Vienna. The online sharing platform is provided and maintained by the Mobility Agency of the City of Vienna. Particular attention must be paid to the implementation phases of the concept and the central question of how the theoretically existing potential can be realised and how small companies can be motivated to be a part of cargo bike sharing. Therefore, in the first phase, awareness-raising and informative actions are considered as central to a successful implementation of the concept. In the second phase, the actors (cooperating companies and bicycle repair shops) will be connected and the parking facilities will be set up by the City of Vienna. In addition, the Mobility Agency will advise the companies on all relevant topics in order to make the implementation phase as simple as possible for them. Finally, it can be noted that a successful implementation of the concept can contribute to a reduction of urban motorized trips. It must be recognized that cargo bike sharing is a niche option and is only relevant for particular companies in a special sector. Furthermore, the existing bicycle infrastructure in Vienna, especially with regard to the use of cargo bikes, still needs to be expanded and improved. However, instructions therefore are mentioned in the current Mobility Concept (STEP 2025 Fachkonzept Mobilität).
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Abweichender Titel nach nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers