Granzer, I. E. M. (2018). Zentren als Konstrukte zur Stadtentwicklung? : Eine Analyse diskursiver Zentrenkonstruktionen in Stadtentwicklungsprojekten in Wien und Zürich [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2018.44240
Zentrum und Zentralität sind Kernkonzepte der Planung. Sie dienen sowohl der Beschreibung, Erklärung als auch der Ordnung räumlicher Phänomene. Diese Begriffe, welchen eine breite theoretische Basis vorgeht, werden im Stadtentwicklungsdiskurs von vielen Akteurinnen und Akteuren scheinbar beliebig verwendet. In Stadtentwicklungsprojekten werden durch diskursive Zuschreibungen von Zentren Vorstellungen und Bilder einer zukünftigen Entwicklung an bestimmten Orten gezeichnet. Für eine planerische und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Stadtentwicklung ist daher die Frage, von welchen Zentren in der Planung gesprochen wird, welche Motive und Interessen bei der Wahl eines bestimmten Zentralitätsverständnisses ausschlaggebend sind und wie diese auf den Stadtplanungsdiskurs einer Stadt wirken, höchst relevant. In dieser Arbeit werden, um diese Fragen zu beantworten, zunächst Zentralitätskonzepte u. a. aus der Stadtgeographie, Regionalwissenschaft und Soziologie aufbereitet, um die Breite der theoretischen Auseinandersetzung mit Zentren und Zentralität darzulegen. Ausgehend von Grundlagen der Diskursforschung sowie dem aktuellen Kontext von Stadtpolitik und Stadtplanung, wird, basierend auf diskurstheoretischen Konzepten von Keller 2004 und Bauriedl 2007, ein empirisches Konzept erarbeitet. Mithilfe qualitativer Inhaltsanalysen von Stadt(teil)entwicklungsdokumenten sowie Expertinnenund Experteninterviews wird dann eine Untersuchung der Stadtplanungsdiskurse in Wien und Zürich durchgeführt, um verschiedene Verständnisse von Zentren und Zentralität in diesen identifizieren zu können. Der Fokus der Untersuchung liegt auf Stadtentwicklungsprojekten. Die Analyse in Wien und Zürich zeigt, dass Zentrum und Zentralität in den untersuchten Stadtentwicklungsprojekten sehr beliebig verstanden werden und sich oftmals deutlich vom gesamtstädtischen Verständnis unterscheiden. Mithilfe diskursiver Zentrenkonstruktionen werden Vorstellungen und Bilder einer gewünschten Entwicklung gezeichnet und so Zukünfte imaginiert. Diese Imaginierungen sind mit ganz bestimmten Urbanitätsvorstellungen verknüpft und werden vom Ideal der europäischen Stadt geleitet. Zentren und Zentralität werden so zur Konstruktion von Orten eingesetzt: Bestimmte Ideale von Zentren und Zentralität dienen aus verschiedenen Motiven und Interessen als Legitimationen von Stadtentwicklungsprojekten und werden nicht im wissenschaftlichen Sinne definiert. Eine transparente Stadtentwicklungspolitik muss sich über die verschiedenen Begriffe im Klaren sein, um interessensgeleitete Zentrenkonstrukte als solche zu erkennen und eine rationale auf wissenschaftlich-analytischen Kriterien basierende Zentrenentwicklung sicherzustellen.
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Centre and centrality are core concepts of spatial planning, which are used to describe, explain, as well as regulate spatial phenomenons. The theoretical foundation of these terms are wide, but their use in discourses of urban planning is rather arbitrary. Centre and centrality are widely-used by various actors in urban development projects to create ideas and images of future shapes of places. This raises following questions: What kind of centres do these actors mean? By what motives or interests are these imaginations driven? How do they influence the discourse in urban planning? This thesis aims to answer these questions in order to allow a better understanding of the urban development of Vienna and Zurich. To start out, concepts and theories of centrality from various disciplines like urban geography, regional science and sociology are outlined. The theoretical framework, which includes discourse analysis and theories on current transitions in spatial planning and urban politics, creates the basis for the research process and helped to determine the methods. Based on the discourse analysis frameworks of Keller 2004 and Bauriedl 2007, this work analyses the urban planning discourse in Vienna and Zurich by qualitative content analysis of documents and expert interviews. The results show, that the terms centre and centrality are used without any clear definition throughout urban development projects in Vienna and Zurich. The concepts found in the projects differ from the understanding on a city level. By attributing a place as a centre, imaginations and visions of desired developments are set. These imaginations are strongly associated with the ideas such as urbanity and led by the ideal concept of the European City. Centres and centrality are used to discursively create places: Certain discursive constructions of centres and centrality are used to legitimate urban development projects, which are driven by individual interests and motives and lack a proper scientific definition. Regarding the profession of urban planning a clear view on these different terms and concepts is needed. In terms of a rational urban development, it's important to uncover interest-driven constructions of centres to ensure a spatial development based on scientific and justified criteria.
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Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers