Lackner, L. (2022). Kommunale Wohnbauten der Nachkriegszeit in Wien (1945 – 1965) – Ausbaupotential und verwendete Wandbaustoffe im 2. Bezirk [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2022.96862
Municipal residential buildings; post-war period; Vienna; wall building materials
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Abstract:
Die Stadt Wien ist geprägt durch eine hohe Anzahl historischer Bauten, wobei 20 % des Gebäudebestandes aus der Gründerzeit stammt. Ebenfalls einen großen Anteil machen mit12 % die in der Nachkriegszeit zwischen 1945 und 1965 erbauten Wohnkomplexe aus, wobei der Großteil im Zuge der Wohnbauprogramme des kommunalen Wohnbaus errichtet wurde. Diese Bauwerke haben nun ein Alter erreicht, in welchem die Erhaltung, Sanierung oder eine Erneuerung eine große Rolle spielen. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung Wiens, sodass die Anzahl der Bewohner und Bewohnerinnen in den nächsten Jahren auf knapp zwei Millionensteigen soll. Eine Möglichkeit um den notwendigen Wohnraum für die wachsende Bevölkerung Wiens zu schaffen, ist die Aufstockung bzw. der Ausbau der bestehenden Gebäude. Für diese Baumaßnahmen ist nicht nur die Machbarkeit aus statischer Sicht wichtig, sondern auch die Beachtung der technischen und rechtlichen Vorschriften. Diese werden z.B. in der Bauordnung für Wien, den OIB-Richtlinien und dem Mietrechtsgesetz definiert. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte große Armut, wodurch der kommunale Wohn-bau besondere Bedeutung erlangte und im Zuge diverser Wohnbauprogramme zahlreiche Gebäudegeschaffen wurden. Dabei mussten einige Hürden wie die Entfernung großer Schuttmengen, der Mangel an geeigneten Arbeitskräften und Maschinen sowie der Ressourcen- und Baustoffmangelüberwunden werden. Dies führte notgedrungen zur Entwicklung vieler ressourcenschonender Bauweisen. Besonders verbreitet war in Wien die Herstellung von Hohlblocksteinen wie z.B. dem Vibrostein, aber auch Rüttel- und Stampfbeton wurden eingesetzt. Unterschiedliche Bau- und Ausführungsarten sowie schwankende Festigkeitswerte stellen Schwierigkeiten bei der statischen Bewertung dar. Da ein Ausbau aber immer mit zusätzlichen Lasten auf das Gebäude verbunden ist, muss die Bausubstanz und deren Tragfähigkeit bekannt sein. In der Vergangenheit wurden bereits zahlreiche Gründerzeithäuser ausgebaut, weshalb die Bausubstanz vergleichsweise guterforscht ist. Für Gebäude der Nachkriegszeit liegen derzeit nur sehr wenige Daten bezüglich deren Ausbaupotentials sowie der vorhandenen Bausubstanz vor. Um das Potential der Wohnraumschaffung sowie die Häufigkeit der verwendeten Wandbaustoffe der kommunalen Bauten der Nachkriegszeit besser abschätzen zu können, wurde repräsentativ ein Bezirk ausgewählt und eine detaillierte Auswertung vorgenommen. Auf Grund seiner Attraktivität und guten Lage zur Innenstadt fiel die Wahl auf den 2. Bezirk. Von den 42 dort bestehenden Gemeindebauten aus den Jahren 1945-1965 konnten 39 bei der Baupolizei für Wien (MA37)eingesehen und für die Bewertung herangezogen werden. Mit Hilfe der Bestandspläne konnten die Menge an Wandbaustoffen - eingeteilt in tragende Wände, Schub- und Treppenhauswände- in Laufmetern ermittelt werden. Zusammen mit dem derzeitig gültigen Flächenwidmungs-und Bebauungsplan der Stadt Wien wurde das theoretische Ausbaupotential berechnet. Das Ergebnis zeigt ein hohes Potential für Ausbauten und Aufstockungen. Durchschnittlich könnte eine zusätzliche Wohnnutzfläche von rund 17 % bezogen auf die Bestandswohnnutzfläche geschaffen werden. Bezüglich der verwendeten Baustoffe für die Wände konnte festgestellt werden, dass vor allem Vibrosteine - vorrangig in den obersten 2-4 Geschoßen - sehr oft eingesetzt wurden. Typisch war ebenfalls die Verwendung von Stampfbeton in den Kellergeschoßen sowie Vollziegelmauerwerk für die restlichen Bereiche. Die detaillierte Analyse des Ausbaupotentials und der spezifischen Wandaufbauten der Nachkriegsbauten im 2. Bezirk soll verdeutlichen, wie viel zusätzliche Wohnnutzfläche im Rahmen einer städtischen Nachverdichtung geschaffen werden kann und welche Bauweisen zukünftig in Ihrer Tragfähigkeit nachgewiesen werden müssen. Dies ist von besonderer Bedeutung, da somit frühzeitig umfassende Materialuntersuchungen angestellt werden können.
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The city of Vienna is characterized by a large number of historic buildings, with 20 % ofthe building stock dating from the Wilhelminian period. The residential complexes built in the post-war period between 1945 and 1965 also make up a large proportion at 12 %, with the majority being built as part of the residential building programs of municipal housing. These buildings have now reached an age, in which preservation, renovation or renewal play a major role. At the same time, Vienna’s population is growing, so that the number of residents is expected to rise to almost two million in the next few years. One way to create the necessary living space for the growing population of Vienna is to add floors or expand existing buildings. For these construction measures, not only the feasibility from a static point of view is important, but also the observance of the technical and legal regulations. These are defined, for example, in the building regulations for Vienna, the OIB guidelines and the Tenancy Act. In the period after the Second World War there was great poverty, which made municipal housing particularly important and numerous buildings were built in the course of various housing programs. In doing so, a number of hurdles had to be overcome, such as the removal of large amounts of rubble, the lack of suitable labor and machinery, and the lack of resources and buildingmaterials. This inevitably led to the development of many resource-saving construction methods.The production of hollow blocks such as vibro stone was particularly widespread in Vienna, butvibrated and rammed concrete were also used. Different construction and design types as wellas fluctuating strength values present difficulties in the static assessment. However, since an extension is always associated with additional loads on the building, the building fabric andits load-bearing capacity must be known. In the past, numerous houses from the Wilhelminianperiod were expanded, which is why the building fabric has been comparatively well researched.For buildings from the post-war period, there is currently very little data on their expansionpotential and the existing building fabric.In order to be able to better assess the potential for creating living space and the frequencyof wall building materials used in municipal buildings in the post-war period, a representativedistrict was selected and a detailed evaluation carried out. Due to its attractiveness and good location to the city center, the choice fell on the 2nd district. Of the 42 existing municipal buildings from the years 1945-1965, 39 could be inspected at the building police for Vienna(MA37) and used for the evaluation. With the help of the as-built plans, the amount of wallbuilding materials - divided into load-bearing walls, shear walls and stairwell walls - could bedetermined in running meters. The theoretical expansion potential was calculated together withthe currently valid zoning and development plan of the city of Vienna. The result shows a highpotential for extensions and additions. On average, an additional living space of around 17 % could be created based on the existing living space. With regard to the building materials used for the walls, it could be determined that vibrated bricks in particular - primarily in the top 2-4 floors - were used very often. Also typical was the use of stamped concrete in the basements and solid brick masonry for the remaining areas. The detailed analysis of the expansion potential and the specific wall structures of the post-war buildings in the 2nd district is intended to clarify how much additional living space can be created as part of urban densification and which construction methods must be proven in their sustainability in the future. This is of particular importance, as it allows comprehensive material investigations to be carried out at an early stage.