Obwohl sich Wissenschafterinnen und Wissenschafter seit Jahrhunderten mit Reibung, Schmierung und Verschleiß beschäftigen, sind viele wichtige Probleme in diesem, heutzutage als Tribologie bekannten, Feld noch immer ungelöst. Die Definition der Kontaktfläche und die Abhängigkeit der Reibkraft von der Reibrichtung, jeweils auf der atomarer Ebene, sind zwei dieser offenen Fragen und werden in dieser Dissertation behandelt. Die Erfindung des Rasterkraftmikroskops (AFM), 1986 von Binnig, Quate und Gerber, ermöglichte eine rasante Entwicklung auf dem jungen Feld der Nanotribologie, da nun Reibkräfte auf atomarer Ebene untersucht werden konnten. Auf theoretischer Seite wurden diese Experimente bald durch Molekulardynamik Simulationen beschrieben, die in diesem Feld immer noch von überragender Bedeutung sind. Ab-inito Methoden werden allerdings erst seit kurzer Zeit vermehrt verwendet um tribologische Phänomene im Nanobereich zu modellieren. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich im Rahmen der Dichtefunktionaltheorie mit der parameterfreien Beschreibung von tribologischen Problemen. Seit der Entdeckung, dass die reale Kontaktfläche zwischen zwei Körpern um Größenordnungen kleiner sein kann als die scheinbare, wurden viele Versuche unternommen, um die reale Kontaktfläche zu beschreiben. Klassische Kontaktmechanik ist geeignet um das Verhalten makroskopische Objekte, eventuell mit mikroskopischer Rauigkeit, zu erklären, aber da die Annahme kontinuierlicher, elastischer Körper auf atomarer Ebene nicht mehr gegeben ist, ist es unwahrscheinlich dass solche Theorien auch im Nanobereich gültig bleiben. In dieser Arbeit wird eine Methode vorgestellt um die reale Kontaktfläche auf atomarer Ebene zu definieren und zu berechnen. Dazu werden plötzliche Relaxationen, wie der "jump to contact", der häufig in AFM Experimenten beobachtet wird, verwendet um den Punkt des ersten Kontakts zu definieren. Baders Quantum Theory of Atoms in Molecules wird dann verwendet, um die Größe und Form der Kontaktfläche parameterfrei zu berechnen. Baders Methode teilt die Elektronendichte - eindeutig den involvierten Atomen zu, die theoretisch den ganzen Raum ausfüllen. Da dies zu Kontakt bei jedem beliebigen Abstand führen würde, muss die Elektronendichte ab einem bestimmten, kleinen Wert --cut auf null gesetzt werden, um Oberflächenatome mit begrenzter Ausdehnung zu erhalten. Dieser Parameter kann über die erwähnte Diskontinuität, z.B. den "jump to contact", bestimmt werden, indem man -cut so einstellt, dass Kontakt nur bei Abständen auftritt, bei denen sich die Geometrie bereits geändert hat. Das Konzept wurde an einer Pyramide aus 10 Wolfram Atomen, die eine AFM Spitze simulieren, erprobt, die mit zwei unterschiedliche Oberflächen in Kontakt gebracht wurde. Die zwei getesteten Systeme, Graphene auf fcc Iridium (111) und fcc Kupfer (111), besitzen unterschiedliche Eigenschaften, der berechnete Wert für -cut ist, mit ~ 5 × 10-2 Elektronen pro Å3, allerdings dennoch in beiden Fällen sehr ähnlich. Für beide Systeme konnte ein linearer Zuwachs der realen Kontaktfläche mit veringertem Abstand zwischen der Spitzenhalterung festgestellt werden. Betrachtet man jedoch den realen Abstand zwischen den relaxierten Atomen der Spitze und der Oberfläche, ist der Zusammenhang in beiden Fällen exponentiell. Die Beschreibung von Reibkräften mit parameterfreien Methoden ist, obwohl einige Modelle existieren, immer noch eine nur unzufriedenstellend gelöste Aufgabe. In der vorliegenden Arbeit entwickeln wir eine Raster-basierte, quasi-statische Methode, um die Richtungsabhängigkeit von Reibkräften zwischen glatten Flächen in trockenem Kontakt zu berechnen. Das Verfahren beruht auf der Annahme, dass der Energieverlust durch Reibung durch die Relaxation der Atome in der Kontaktzone abgeschätzt werden kann. Zwei unabhängige Wege wurden entwickelt, um die Reibkräfte bei konstanter Last aus den mit DFT gewonnenen Daten zu bestimmen. Beide führen zu einem exponentiellen Reibgesetz für alle Gleitrichtungen. Da unsere Methode keine Limits bezüglich der Länge der Reibpfade setzt, konnten auch aperiodische Pfade untersucht werden, bei denen die Reibkraft erst nach sehr langen Distanzen konvergiert. Für alle untersuchten Metall auf Metall Grenzflächen, konnten wir zwei periodische Gleitrichtungen finden, die obere und untere Grenzen für die Reibkraft bilden. Die aperiodischen Pfade konvergieren alle zum gleichen Wert zwischen diesen Limits. Für geringe Last erhalten wir die von Derjaguin generalisierte Form des Reibgesetzes von Amontons-Coulomb, welches auch auf atomarer Ebene gültig zu sein scheint. Wir beobachten auch einen nicht verschwindenden Derjaguin Offset für atomare glatte Metalle in schmiermittelfreiem Kontakt. Berücksichtigen wir unsere Methode zur exakten Berechnung der realen Kontaktfläche bei der Berechnung der Last, erhalten wir bei jedem Druck eine vergleichsweise höhere Last. Dies führt zu einer Streckung der Kurven im exponentiellen Reibgesetz und verringert in Folge die Reibzahlen um 25%-35%.